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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Korb auf der Gasse ausschüttet, die Bauren aus den Häusern kommen und gleich ein groß Geriß anhebt, da Jeder mit Geschrei sein Eigenthum aussucht, und alle sich untereinander als Diebe verrathen. Sie weigern sich der Zahlung gar hartselig116, bis sich der Jobst anstellt zu gehen und sich etwas verlauten läßt vom Werr, daß er ihn schicken wolle. Auf Dieses ist mit Eins ein Jeder willig und bereit, ja auch der gröbst Thorangel117 zahlt, was ihn ein neues Paar vom Krämermarkt nicht kostete.

Allmittelst hat der Schäfer bei Gelegenheit dem Grafen erzählt, was Wunderliches der Jobst vorhabe, der Doctor aber es bestätiget nach dem, was er vom Pechschwitzer vernommen, und ist das Ende von dem Lied, daß Herr Conrad dem Narren für dießmal Vergebung ertheilt, weil ihm der Schwank gefallen.

So erzählte der Seppe. Die Meisterin hörte ihm nur so aus Höflichkeit zu und insgeheim mit Gähnen. Ja, ja, sprach sie am Ende: das sind mir einmal Sachen! – und nahm das Ränftlein in die Hand, das er von seinem Brod übrig gelassen. Nun, muß man wissen, hatte sie am Fenster einen schönen großen Vogel, der saß in seinem Ring frei da. Ihr erster Mann nahm ihn einmal an Zahlungsstatt von einem bösen Kunden an; es war ein weißer Sittich118 mit einem schwarzen Schnabel und auch dergleichen Füßen.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 201. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_201.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)