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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

einen Scheffel gute Wadelbiren98 liefere zu Hutzeln. Der Doctor ging das unschwer ein. Da brachte Jener unter seinem Schurzfell einen Stiefelknecht hervor von ordentlichem Buchenholz, noch neu und als ein wundersamer Krebs geschnitzt, mit einem platten Rücken und kurzen starken Scheeren; am Bauch untenher war er schwarz angestrichen, darauf mit weißer Farbe ein Drudenfuß99 gemacht. Nehmt diesen meinen Knecht, sagte der Hutzelmann: und stellet ihn, wohin Ihr wollt im Haus, doch daß er freien Paß in Garten habe, etwa durch einen Kandel100 oder Katzenlauf. Im Uebrigen laßt ihn nur machen und kümmert Euch gar nichts um ihn. Es kann geschehen, daß Ihr mitten in der Nacht hört einen Menschen schreien, winslen und girmsen, da springet zu, greifet den Dieb und stäupet ihn; dann sprechet zu dem Knecht die Wort’:

Zanges, Banges, laß ihn gahn,
Wohl hast du dein Amt gethan.

Doch ehe Ihr den Bauern oder Nachtschach101 laufen laßt, sollt Ihr ihn heißen seine Stiefel oder Schuh abthun, dabei mein Knecht ihm trefflich helfen wird, und diese Pfandstück möget Ihr behalten, auch seiner Zeit nach Belieben verschenken. Dafern mein Krebs in seiner Pflicht saumselig würde oder sonst sich unnütz machte, schenkt ihm nur etlich gute Tritt keck

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 191. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_191.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)