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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Scherz, doch weil er gar zu ernsthaft drein sah, dachte sie: er ist ein Wunder-Lecker96 und ein Träumer. Je mehr sie aber zweifelte, je mehr ereiferte er sich. Da will ich meiner Liebsten zum Exempel vom Doctor Veylland eine Geschichte erzählen, die ist gewiß und wahr, ich hab’ sie von meinem Großvater. Ihr höret sie einmal zum Zeitvertreib, nachher mögt Ihr dran glauben oder nicht.

Der Veylland war ein guter Freund vom Graf Conrad von Wirtemberg, demselbigen, welcher den Grund zu meiner Vaterstadt gelegt, und trieb sein Wesen als ein stiller alter Herr in einem einzechten97 Gebäu, das stand daselbst im Thal unweit dem Platz, wo dermalen das Schloß zu sehen ist. Des Doctors vornehmstes Vergnügen war ein großer Garten hinter seinem Haus, drin pflanzte er das schönste Obst im ganzen Gau; nur daß ihm alle Herbst die Bupsinger Bauern die Hälfte wegstahlen, trotz einer hohen Mauer, so rings um das Haus und den Garten her lief. Dieß ärgerte den Herrn, daß er oft krank darüber ward. Jetzt kommt einmal am lichten Tag, indem er eben bei verschlossener Thür in einem alten Buch studirt, der Hutzelmann zu ihm, der Pechschwitzer, der Tröster (welchen zuvor der Doctor noch nicht kannte) und bietet ihm ein Mittel wider diese Gauchen, mit dem Beding, daß er ihm alljährlich

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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 190. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_190.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)