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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

lächelte, einen Zipfel ihrer weißen Schürze nahm und ihn abwischte. Das that ihm ganz im Herzen wohl, er faßte ihre Hand und hatte ihren Mund geküßt, eh’ sie sich deß’ versah. Sie aber gab ihm ein Gleiches zurück. – So seid Ihr nicht mehr meine Meisterin, Ihr seid jetzt meine Braut! – Sie bejaht’ es, und waren sie Beide vergnügt, schwatzten und kos’ten noch lang miteinander.

Bevor er wieder in die Werkstatt ging, sagte sie noch: wir wollen Niemand etwas merken lassen, bis Ihr das Meisterrecht habt und wir bald fürsche94 machen können.

Selbigen Abend eilte es dem Seppe nicht wie sonst nach dem Essen zum Bier. Er freute sich schon seit dem Morgen auf diese gute Stunde. Sobald die Andern aus dem Haus, begab er sich auf seine Kammer, wusch und kämmte sich, legte ein sauberes Hemd und sein Sonntagswamms an, zu Ehren dem Verspruch, und als er dann neben der Frau so recht in Ruh und Frieden saß, die Läden und die Hausthür zugeschlossen waren, ein frisches Licht im Leuchter angesteckt, so legt’ er ihr zuvörderst die silberne Haube, seine Brautschenke, hin. Ja da empfing er freilich Lobs und Danks mit Haufen. Wo bringt’s der Fantel her? mochte sie denken: da er es nicht gekauft, noch hoffentlich vom Markt gestohlen hat! – Sie

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 188. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_188.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)