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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Der Schuster streckte seinen Kopf hinaus und wußte nicht woran er sei, mit allen seinen fünf Sinnen. Denn es flog nur so mit denen Thieren aus dem Kammerladen über ihm, ja unversehens fuhr ihm deren eines an den Schädel, und wie er’s packt in seiner Faust, da sah es wahrlich einem schweren Bauernstiefel von seiner eignen Arbeit gleich auf’s Haar! Voll Schrecken rief er seinem Weib, schrie die Gesellen aus dem Schlaf, und bis sie kamen, pflanzet’ er sich selbst mit einem Prügel an die Thür der obern Bodenstiege, damit ihm der Spitzbuben keiner entkomme. Allein es ließ sich Niemand sehn, noch hören, und als die Gesellen erschienen, die Bühne wohl umstellten und der beherzteste von ihnen die Kammerthür aufriß, und keine Menschenseele zu verspüren war, fiel dem Bläse das Herz in die Hosen. Er sagte leis’ zu seiner Frau: die Sach’ steht auf Saufedern74, Weib, – es steckt, schätz’ ich, ein Anderer dahinter, der ist mir zu gewaltig! Und nannt’ ihr den Pechschwitzer. Die Schusterin, die sonst ein Maul als wie ein Scharsach75 führte, war da auf einmal zahm, bebte an allen Gliedern, und so die Tochter auch. Der Bläse aber sprach zu den Gesellen: macht keinen Lärm! geht vor in Nachbar Lippens Hof, des Fischers, macht in der Stille ein paar Nachen los, nehmt was ihr findet an Stangen und Netzen: wir müssen alle Waare noch vor Tag

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 178. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_178.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)