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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Hand, betrachtete ihn stillschweigend lang und sagte: da hat Sie was Apartes: darf man fragen, wo die gemacht sind? – Das Mädchen, welches bis daher von ihrem Fund noch weiter Niemand hatte sagen wollen, gab scherzweis zur Antwort: ich hab’ sie aus dem Bach gezogen. – Die fünf Gesellen lachten, der Alte aber brummte vor sich hin: das könnt’ erst noch wahr sein.

Am Abend in der Feierstunde sprach er zu seinem Weib und seiner Tochter Sara: ich will Euch etwas offenbaren. Die Kiderlen hat ein Paar Glücksschuh am Fuß; ich kenne das Wahrzeichen. – Ei, meinte die Tochter aus Neid: sie haben ihr noch keinen Haufen Geld und auch noch keinen Mann gebracht. – Es kann noch kommen, versetzte der Alte. – Wohl, sagte die Mutter: wenn man sie ihr nur abführen könnt’! ich wollte so Etwas der Sare gönnen. – Da beschlossen sie dann miteinander, der Vater solle ein Paar Schuh wie diese machen und die Sare sie heimlich verwechseln.

Der Mann begab sich gleich den andern Morgen an die Arbeit. So häkelig sie war, dennoch, die feinen, wundersam gezackten Nähte, die rothe Fütterung mit einem abgetragenen Stück Leder, Alles zumal gerieth so wohl, daß er selbst sein Vergnügen dran hatte. Die böse List in’s Werk zu setzen, ersannen sie bald auch Mittel und Wege.

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 174. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_174.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)