Seite:Moerike Schriften 2 (1878) 173.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

ehrliches Gäns-Ei, noch warm vom Legen, gewiß. Besonder ging es ihr bei’m Tanz: da sah man sie zuweilen so conträre, wiewohl kunstreiche, Sprünge thun, daß Alles aus der Richte kam und sie sich schämen mußte. Als ein gutes und fröhliches Blut zwar zog sie sich’s nicht mehr als billig zu Gemüth und lachte immer selbst am ersten über sich, nur hieß es hinterdrein: Schad’ um die hübsche Dirne, sie wird mit Einemmal ein ganzer Dapp! Die eigne Mutter schüttelte den Kopf bedenklich, und eines Tages sagte sie, als ginge ihr ein Licht wie eine Fackel auf, zur Tochter: ich wette, die vertrackten Schuh allein sind Schuld! der Alfanz68 hat mir gleich nur halb gefallen; wer weiß was für ein Rauner69 sie hingestellt hat. – Das Mädchen hatte selber schon an so Etwas gedacht, jedoch verstand sie sich nicht leicht dazu, sie gänzlich abzuschaffen, sie waren eben gar zu gut und dauerhaft. Indeß ging sie noch jenen Tag zum Meister Bläse, sich ein paar neue zu bestellen. Es war derselbige, bei welchem es der Seppe nicht aushalten mögen. Die Vrone sah auf dessen Stühlchen ungern einen Andern sitzen; sie hatte ihn gekannt und gar wohl leiden können.

Wie nun der alte Bläse ihr das Maß am Fuß nahm, stachen ihm die fremden Schuhe alsbald in die Augen. Er nahm den Einen so in seine feiste

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 173. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_173.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)