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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

diente ihm auf Alles ordentlich, dagegen er sich über’s Essen Manches von hiesigen Geschichten, besonders von dem Wasserweib, erzählen ließ. Auch zeigte ihm der Wirth das alte Conterfei von ihr im Hausgang an der Stiege, so wie das herrliche Kunstwerk, den Bauren-Schwaiger, an welchem er sich nicht satt sehn und hören konnte. Der den gemacht hat, sagte er, den laß mir einmal einen Dreher heißen! – Ja, meinte Jörg, die Arbeit ist auch nicht an Einem Tag gemacht. – Will’s glauben! sagte der Seppe und seufzte, denn er gedachte an seine Dreherei.

Nachdem er nun gegessen und getrunken, frug er nach seiner Schuldigkeit. Zween Batzen, war die Antwort. Die legt der Seppe auf den Tisch. Bekämt Ihr sechzehn Kreuzer ’naus, sagte der Wirth, zählte sie hin und steckte die zween Batzen ein, wie wenn es sich so in der ganzen Welt von selbst verstünde. Es war jedoch ein alter Brauch von der Frau Betha Zeiten her, den Reisenden auf solche Weise ihren Zehrpfennig zu reichen. Der Schuster lächelte, als wollt’ er fragen, wie ist das gemeint? – Laßt’s gut sein, lieber Gesell, sprach Jörg Seysolff, kommt mit zu meinem Ehni56, der sagt Euch schon mehr.

Er führte ihn durch einen langen Gang an eine stille Thür, die that er vor ihm auf. Da saß in einer säuberlichen Stube ein gar schöner Greis von

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 160. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_160.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)