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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

zu sehn was es gebe. Er hatte einen langen weißen Bart und einen rothen Rock28. Und frug den Abt, der ihm just in die Hände lief:

Herr Abt, wie ward Euer Käpplein so naß?

Und er antwortete:

Es ist mir ein Wildschwein am Wald verkommen29,
Vor dem hab’ ich Reißaus genommen;
Ich rannte sehr und schwitzet’ baß30,
Davon ward wohl mein Käpplein so naß.

Da hob unser Herrgott, unwirs31 ob der Lüge, seinen Finger auf, winkt’ ihm und ging voran, dem Kloster zu. Der Abt sah hehlings noch einmal nach der Frau Wirthin um, und diese rief: ach liebe Zeit, ach liebe Zeit, jetzt kommt der gut alt Herr in die Prison!

Dieß war der schönen Lau ihr Traum. Sie wußte aber bei’m Erwachen und spürte noch an ihrem Herzen, daß sie im Schlaf sehr lachte, und ihr hüpfte noch wachend die Brust, daß der Blautopf oben Ringlein schlug.

Weil es den Tag zuvor sehr schwül gewesen, so blitzte es jetzt in der Nacht. Der Schein erhellte den Blautopf ganz, auch spürte sie am Boden, es donnere weitweg. So blieb sie mit zufriedenem Gemüthe noch eine Weile ruhen, den Kopf in ihre Hand gestützt, und sah dem Wetterblicken32 zu. Nun stieg sie

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 136. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_136.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)