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Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

Kellers, da man durch eine Fallthür oben gleich in der Töchter Kammer gelangt. Allda ließ sie sich trocken machen und saß auf einem Stuhl, indem ihr Jutta die Füße abrieb. Wie diese ihr nun an die Sohle kam, fuhr sie zurück und kicherte. War’s nicht gelacht? frug sie selber sogleich. – Was anders? rief das Mädchen und jauchzte: gebenedeyet sei uns der Tag! ein erstes Mal wär’ es geglückt! – Die Wirthin hörte in der Küche das Gelächter und die Freude, kam herein, begierig wie es zugegangen, doch als sie die Ursach vernommen – du armer Tropf; so dachte sie, das wird ja schwerlich gelten! – ließ sich indeß nichts merken, und Jutte nahm etliche Stücke heraus aus dem Schrank, das Beste was sie hatte, die Hausfreundin zu kleiden. Seht, sagte die Mutter sie will wohl aus Euch eine Susann Preisnestel26 machen. – Nein, rief die Lau in ihrer Fröhlichkeit: laß mich die Aschengruttel27 sein in deinem Märchen! – nahm einen schlechten runden Faltenrock und eine Jacke; nicht Schuh noch Strümpfe litt sie an den Füßen, auch hingen ihre Haare ungezöpft bis auf die Knöchel nieder. So strich sie durch das Haus von unten bis zu oberst, durch Küche, Stuben und Gemächer. Sie verwunderte sich des gemeinsten Geräthes und seines Gebrauchs, besah den rein gefegten Schenktisch, und darüber in langen Reihen die zinnenen

Empfohlene Zitierweise:
Eduard Mörike: Das Stuttgarter Hutzelmännlein. Aus: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. Stuttgart: G. J. Göschen. 1878, Seite 133. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_133.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)