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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen

steckt Etwas – Ihr seid betreten, Ihr seid gekränkt! Um’s Himmelswillen, beste, schönste Jungfer! helft mir ein klein wenig darauf – wenn, wo – wie hätten wir uns denn gesehen? es wird mir gleich beifallen!“ In der That, ihr Gesicht wollte mir nun bereits ganz außerordentlich bekannt vorkommen, nur wußte ich es nirgend hin zu thun. Ich bat sie wiederholt um einen kleinen Fingerzeig.

„Seid erst so gut,“ versetzte sie, „und nennt mir Euren Namen.“ Da ich bestürzt ein wenig zauderte und eben eine ausweichende Antwort geben wollte, brach sie kurz ab, wie wenn sie ihre Frage selbst bereute: „Der Braten verbrennt mir! verzeiht, ich muß gehen.“

In Kurzem kam sie wieder, schob ohne Geräusch einen Tisch in die Mitte der Stube und fing sodann, indem sie ihn sehr ruhig deckte, als wäre nichts geschehn, vom Wetter an. Als ich mich auf dergleichen nicht einließ, sondern mich nachdenkend und fast verdrießlich zeigte, nahm sie zuletzt, um dieser lächerlichen Spannung zu begegnen, das Wort: „Hört, thut mir doch den einzigen Gefallen, denkt nicht mehr an die einfältige Posse. Ich habe mich in der Person geirrt, und das ist Alles! Noch einmal, ich bitte, denkt nicht mehr daran.“ – Dagegen war nun freilich schicklicher Weise nichts weiter zu sagen, obgleich ich ihren Worten nur halb traute.

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Eduard Mörike: Gesammelte Schriften. 2. Band: Erzählungen. G. J. Göschen, Stuttgart 1878, Seite 29. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Moerike_Schriften_2_(1878)_029.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)