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des Juli das Verleihen von Büchern ausserhalb des Locals mit Ausnahme dringender Fälle ganz sistirt, im Jahre 1870 einige Wochen lang wenigstens das Versenden von Büchern nach auswärts eingestellt. In beiden Fällen hatte übrigens die Verringerung des Verleihungsgeschäfts die günstige Folge, dass dadurch nicht unbedeutende Arbeitskräfte frei wurden für die grossen Organisations- und Katalogisirungsarbeiten, die im Jahre 1866 begonnen hatten, und dass deshalb diese Arbeiten gerade in Folge des Kriegs einen schnelleren Fortgang nehmen konnten. Geschlossen gewesen ist die Bibliothek weder in dem einen noch in dem andern Jahre auch nur einen einzigen Tag. Uebrigens berührte uns der Krieg von 1866 näher als der von 1870, indem in jenem Jahre das Land und die Stadt vom Feinde occupirt war, während 1870 der Kriegsschauplatz glücklicher Weise in weiter Ferne blieb. Während 1866 sogar von preussischer Seite daran gedacht wurde, das Japanische Palais zu einem Kriegslazareth einzurichten, eine Gefahr, die zum Glücke abgewendet werden konnte, trat 1870 die Bibliothek nur in die erfreuliche Beziehung zu den Lazarethen, dass sie aus dem für sie ungeeigneten Theile der Pflichtexemplare eine Anzahl Werke als Lectüre für verwundete und kranke Soldaten abgeben konnte. Zu bemerken ist auch, dass 1866 die Sorge der Bibliotheksverwaltung sich nicht auf die Königliche Bibliothek allein beschränkte, sondern sich auch auf die Generalstabsbibliothek mit ihren Bücher- und Kartenschätzen ausdehnte, welche uns beim Ausmarsche der sächsischen Truppen zur Bewahrung in unsern Räumen übergeben war; dieselbe konnte nach Herstellung des Friedens unversehrt wieder zurückgeliefert werden. Ein grosser Gegensatz beider Kriegsjahre lag darin, dass 1866 die preussischen Truppen trotz häufigen Garnisonwechsels mit besonderem Eifer und gleich von Anfang an zahlreich