Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 301.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Herzog von Würtemberg in Wien katholisch geworden sei; um so nöthiger scheine es, auf das frühere Project (Seite 29) zurückzukommen und eine badische Universität zu gründen[1]. – Nachdem aber jener Markgraf kurz darauf gestorben war, wählte sein Enkel und Regierungsnachfolger Karl Friedrich in dieser Beziehung eine ungewöhnliche Maßregel; er ließ die jungen Badener, welche hauptsächlich in Tübingen studierten, durch den Prorector des Karlsruher Gymnasiums, in welchen er großes Vertrauen setzte, visitiren. Prorector Maler begab sich im Frühjahr 1754 nach Tübingen und berichtete ihm am 30. April, er habe sich dem Höchsten Befehle gemäß nach unsern dort studierenden Landsleuten genau umgesehen, jeden auf seiner Stube aufgesucht, seine Hefte durchgegangen, Alles wohl befunden, auch bei den dortigen Professoren nur Empfehlendes gehört, überhaupt in Tübingen „eine bessere Conduite als auf den sächsischen Universitäten“ angetroffen. Nur tadle er einerseits, daß hier kein theologischer Docent am Montag und kein Professor irgend einer Fakultät am Donnerstag lese; andererseits daß das Studium der orientalischen Sprachen und das der Philosophie hier nicht gehörig betrieben werde, so daß der dortige Kanzler Pfaff selbst nach einem Tentamen, welches er mit den aus Karlsruhe gekommenen Studenten angestellt habe, der Meinung gewesen sei, sie sollten hier keine weiteren Philosophica hören. Werde den Ausstellungen, wie der Kanzler hoffen lasse, abgeholfen, so könne der Berichterstatter mit gutem Gewissen zum ferneren Besuche dieser Universität rathen[2]. – Ob eine solche Visitation später wiederholt worden sei, weiß ich nicht. Aber 3 Jahre nachher verlangte Karl Friedrich über den gleichen Gegenstand ein Gutachten von dem badischen Rathe Georg Preuschen[3], welcher selbst in früherer Zeit akademischer Docent gewesen war und im Ganzen 12 Jahre auf Universitäten zugebracht hatte.


  1. Generallandesarchiv, Fasc. Karlsruhe, Studien, Vorschläge wegen besserer Einrichtung des Gymnasii und der Stipendien. 1737–39.
  2. Lyceumsakten, Fasc. Generalia. 1730 ff.
  3. Sieh oben S. 251.