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wurde, aber im Schlußakte pflegten nicht mehr alle Abiturienten, sondern blos einige mit Vorträgen aufzutreten und zwar Einer derselben mit Abschiedsworten im Namen der Uebrigen. Diesem „Valedicenten“ antwortete sodann im Namen der ganzen Schule Einer der Zurückbleibenden, dessen Vortrag der letzte in dem feierlichen Aktus war. – Das eigentliche Abiturienten-Examen dauerte gewöhnlich 11/2 bis 2 Tage. Nach einer Verordnung von 1768, welche wenigstens bei den Theologen bis in die ersten Jahre des 19. Jahrhunderts in Kraft blieb, mußten die zum geistlichen Stande bestimmten Abiturienten ihre Prüfung in der Kirchenrathskanzlei bestehen und dabei auch über vorgelegte Thesen disputiren, die künftigen Juristen und Mediciner aber in dem Geschäftslokal des Hofrathskollegiums (Ministerium des Innern). Die Abiturienten-Ordnung vom 13. Mai 1823 unterschied sich von derjenigen, welche jetzt auf den Lehrplan von 1837 und auf die bereits citirte Verordnung vom 7. Juni 1841 gegründet ist, unter Anderem dadurch, daß aus einer größeren Anzahl von lateinischen und griechischen Autoren eine beliebig durch den Examinator gewählte Stelle „mit Sinn und Geschmack, ohne sonderlichen Anstoß“ übersetzt werden mußte. Im Griechischen waren 1823 außer dem für den fraglichen Zweck in neuern Jahren üblich gewordenen Homer auch Xenophon und Herodot auf der Liste; im Lateinischen außer Tacitus auch Horaz, Virgil, Cicero und Livius. Letzterer ist, sehr zweckgemäß, der im Würtembergischen für die gleiche Absicht übliche Autor.

In Bezug auf die Wahl der Universität, die man den Abiturienten empfehlen wolle, stellte am 20. Juni 1737 der Geheimerath Stadelmann, welcher uns Seite 126 als ein treuer Fürsprecher für unsere Stipendien begegnet ist, ein ausführliches Gutachten an den Markgrafen Carl Wilhelm. Straßburg und Heidelberg, so äußerte er, könne man, seit die Jesuiten dort so gut wie in Freiburg regieren, nicht mehr für evangelische Universtitäten ansehen und wer wisse, wie bald das Gleiche auch von Tübingen gelten werde, da der vor 4 Jahren zur Regierung gelangte