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darauf verlängerte Adlerstraße, oder das südliche Gartenende, also den dort befindlichen, damals schon projectirten freien Platz hätte vorschlagen können. Er that es nicht, und zwar aus Rücksicht auf die Verschönerung des neuen Marktplatzes. Der achtungswerthe und kenntnißreiche Mann konnte allerdings damals nicht wissen, daß während der durch ihn veranlaßten Verzögerung des Neubaus, welcher in den gesegneten Zeiten von 1783 finanziell leicht ausführbar gewesen wäre, die lange und bedrängnißvolle Periode der französischen Revolution eintreten und keine beträchtliche Bauunternehmung zulassen werde. Er konnte ferner nicht wissen, daß am Ende der bedauerlichen Periode, deren Schluß er selbst nicht mehr erlebte, sein Gymnasiumsplan den projectirten Raum mit der Stadtkirche theilen müsse, wobei nur ein kleiner Hofplatz und keine Möglichkeit übrig blieb, die Lehrzimmer von dem Markte und von der Zähringerstraße abzuwenden. – Müller’s Einsprache fand Gehör und wurde für unsere Anstalt ein Unglück, dessen Abhülfe schwerlich jemals gehofft werden kann.

Eine Bauuntersuchung von 1784 hielt den Zustand des alten Schulgebäudes für nicht unbedenklich. Um so weniger getraute man sich 1786 bei dem Jubiläum, durch zeitweise Wegnahme der Zwischenwand zwischen dem großen Auditorium und der Tertia, wie bisher bei bedeutenderen Feierlichkeiten geschehen war, eine geeignete Aula herzustellen; daher fand das zweite Jubelfest der Anstalt in der Hofkirche statt[1]. Und als 2 Jahre später die Frage, mit welchen Gebäuden der neue Marktplatz zu umgeben sei, noch immer nicht in’s Reine gebracht werden konnte, wählte am 8. Juli 1788 Karl Friedrich in der damals verlängerten Straße, welche heut zu Tage seinen preiswürdigen Namen trägt, zur Errichtung des neuen Gymnasiums denjenigen Platz, auf welchem wir jetzt das Gebäude der landwirthschaftlichen Centralstelle und die benachbarten Häuser sehen[2]. –


  1. Oben Seite 145 ff. – Generallandesarchiv, Fascikel Studien, Denkmünzen zum Gymnasiumsjubiläum 1786.
  2. Lyceumsakten, Fascikel Gebäude 1735 bis 1803.