Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 157.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Es wäre im höchsten Grade undankbar und ungerecht, wenn man die hohen Verdienste, welche Karl Friedrich, preiswürdigen Angedenkens, sich um unsere Anstalt in seiner langen und gesegneten Regierung erworben hat, nach dem Zustande bemessen wollte, in welchem wir das Lyceum bei seinem Tode erblicken und in welchem wir es nicht erblicken würden, wenn er während seiner 4 letzten Lebensjahre wirklich noch selbst regiert hätte. Am 10. Juni 1811 wurde der 83jährige Greis den Fesseln der Erde enthoben, der er seit 4 Jahren kaum mehr anzugehören schien, wenigstens nur noch körperlich angehörte.

§. 40. Die kurze Regierung seines Enkels, des Großherzogs Karl, von 1811 bis 1818, war in ihrer ersten Hälfte durch noch immer fortwährende Kriege, in ihren letzten Jahren durch finanzielle Nachwehen dieser Kriege getrübt, so daß für die beengte Räumlichkeit unseres Lyceums nicht leicht eine Abhülfe durch die Erbauung des längst projectirten nördlichen Flügels zu hoffen stand. Zuerst suchte Lyceumsdirector Hebel die Ueberfüllung der untern Klassen im Herbst 1812 durch Wiederherstellung der vor 5 Jahren eingegangenen Realschule zu mindern; er konnte aber den beiden Ordnungen, aus denen sie bestand, anfangs nur Ein kleines Zimmer verschaffen, in welchem sie gemeinsamen Unterricht erhielten[1]; daher stieg die Gesammtzahl ihrer zu bürgerlichen Gewerben bestimmten Schüler von den anfänglichen 14 nur langsam während der nächstfolgenden 6 Jahre auf 53; dagegen wuchs die Schülerzahl des ganzen Lyceums innerhalb der 7jährigen Regierungszeit des Großherzogs Karl von 257 auffallend rasch bis zu 449.

Zu den weiteren unter Hebel’s Direction eingetretenen Veränderungen zählen wir erstens, daß seit 1811 von den zwei Prüfungen, welche bisher in jedem Jahre öffentlich gehalten worden


  1. Diese 2. Realschule, nachdem die 1. 1807 (Seite 155) aus Mangel an Raum aufgehört hatte, wurde, wie die frühere von 1774 (Seite 142), mit dem Lyceum verbunden und auch sie ertheilte einigen lateinischen Unterricht in 2 wöchentlichen Stunden. Hauptlehrer derselben war der damalige Diaconus Kühlenthal.