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§. 36. Die Vormundschaft während Karl Friedrich’s Minderjährigkeit 1738 bis 1746 führten die zwei nächsten Verwandten des verstorbenen Landesherrn, erstens die Wittwe des Letzteren, Magdalene Wilhelmine, geborene Prinzessin von Würtemberg, welche durch treffliche Erziehung ihres Enkels Karl Friedrich Verdienste um unser ganzes Land und durch Stiftung eines Stipendienkapitals von 1500 fl. auch Anspruch auf unsere besondere Dankbarkeit erworben hat; zweitens des verstorbenen Markgrafen Bruder, Karl August, welcher aber als österreichischer General sehr häufig ferne von seiner Heimath lebte. Auch sein jüngerer Bruder, Eugen, welcher seit dem Tode jener verwittweten Markgräfin 1742 Theil an der vormundschaftlichen Regierung bekam, brachte, da er in sardinischem Kriegsdienste stand, die meiste Zeit in der Ferne zu.

Die Vormundschaft bereitete dem Gymnasium gleichfalls die finanzielle Verbesserung nicht, deren es so sehr bedurfte, hielt sich nicht für berechtigt, von der im Jahre 1737 fixirten Besoldungssumme abzugehen, fand im December 1738 sogar hinsichtlich der Beibehaltung jener 1318 fl. ein Widerstreben von Seiten des zur Minderung solcher Ausgaben stets geneigten Rentkammerkollegiums, wies jedoch die Einwürfe desselben von der Hand und gelangte, da der ganze Schwäbische Kreis sich an dem 1741 ausgebrochenen österreichischen Suecessionskriege nicht betheiligte, sogar zu der Möglichkeit, die vier Gymnasialclassen mit einer fünften und 1743 mit einer sechsten zu vermehren, welche seit 29 Jahren aufgehört hatte. Aber auch die Vormundschaft genehmigte den Vorschlag der Rentkammer, das Rectorat, als Malsch 1742 starb, unbesetzt zu lassen, seinen Nachfolger Johann Wasmuth blos zum Prorector mit einem geringeren Gehalte zu ernennen[1] und ließ den im vorigen §. erwähnten, sehr brauchbaren


  1. Unter dem aus Wollmar in Hessen gebürtigen Prorector Wasmuth waren folgende Lehrer: In Prima Professor Daur aus Oehringen im Hohenlohischen; in Secunda Jakob Friedrich Maler aus Haltingen bei Lörrach, der auch eine Zeit lang als Lehrer der Prinzen verwendet und am Gymnasium theilweise durch den aus Straßburg gebürtigen Professor [129] Johann Martin Böhm († 1747) ersetzt wurde; in Tertia Präceptor J. C. Sachs aus Karlsruhe; in Quarta versah die Hauptlehrerstelle Georg Adam Fröhlich aus Karlsruhe, bis er 1742 Prorector in Pforzheim wurde. (Er starb 1777 als Pfarrer in Wittlingen, war der Vater des 1814 als Decan in Thiengen verstorbenen Johann Georg Wilhelm Fröhlich und hat unter seinen Urenkeln auch den jetzigen allgemein hochgeachteten Director des Großh. Oberstudienrathes.) In Quarta lehrte seit 1743 der Präceptoratsvicar Johann Wilhelm Eccardt, welcher aber 1744 zu den Herrnhutern fortzog und einen Nachfolger erhielt zuerst an dem Schlesier Christian Gottfried Ludwig, sodann, als dieser 1747 Pfarrer in Langensteinbach wurde, an Christoph Mauritii aus Pforzheim. In Quinta war Präceptor der Magister Jacob Christoph Göring und in der 1743 wieder beginnenden Sexta Collaborator Johann Zacharias Gehres.