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öffentliche Proben seines Wissens abgelegt hatte. – Die Zahl der Präceptoren war je nach der Zahl der vorhandenen Klaffen 5 oder 6; doch war mit der Lehrerstelle der obersten Klasse gewöhnlich auch die Professur der Beredsamkeit vereinigt. Die vier übrigen Professuren, mit Ausnahme der mathematisch-physikalischen, waren theils an das Rectorat geknüpft, und zwar meistens die der Philosophie, theils wurden sie durch Männer versehen, welche ihr Lehrgeschäft neben geistlichen Aemtern im Kirchenrath oder an der Hof- und Stadt-Kirche besorgten und vom Gymnasium blos Functionsgehalte bezogen.

Daß alle Lehrer, nicht nur die Professoren, sondern auch wenigstens diejenigen Präceptoren, welche auf Promotion an der Anstalt Anspruch machten, bei den häufigen Schulfeierlichkeiten sich abwechselnd an den öffentlich zu haltenden lateinischen Reden betheiligen mußten, ist schon Seite 67 aus Fecht’s Bericht von 1689 bemerkt worden; auch die Schulordnung von 1705 wiederholt es cap. XV, §. 19: Die Praeceptores haben die orationes anniversarias wechselsweise abzulegen. – Ebenso wurde bereits S. 40 erzählt, daß die Lehrer der oberen Klassen angewiesen waren, nicht zu dictiren, sondern frei vorzutragen. – War irgend ein Lehrer verhindert, seine Lection zu halten, so mußte er es vorher in gehöriger Zeit dem Rector schriftlich anzeigen, im Unterlassungsfalle eine durch den Kirchenrath zu bestimmende Geldstrafe gewärtigen[1]. – Urlaub auf mehr als 3 Tage durfte nicht der Rector, sondern nur die genannte Oberbehörde ertheilen. – In den zwei öffentlichen Jahresprüfungen fiel, wenn die Schüler nur leise antworteten, der Vorwurf auf den Lehrer, der sie im Laufe des Semesters nicht an entschieden lautes Sprechen gewöhnt habe; außerdem wurde nicht selten gerügt, daß der examinirende


  1. Ordnung für das Fürstliche Gymnasium zu Durlach vom 15. Juni 1705, cap. XV, §. 6. – In §. 17 des gleichen Kapitels steht: Rector, Professores und Praeceptores sollen, zu besserer Beobachtung ihres Characteris, weder mit Degen, noch mit Stab in die Lectiones oder Classes kommen, sondern im Mantel zu erscheinen gehalten sein.