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ehe sie in das Gymnasialgebäude verbracht wurde, lange Zeit in der Durlacher Stadtkirche über der Sakristei aufgestellt, wie der Anonymus von 1689 erzählt, und seine Erzählung entspricht Dem, was wir nicht blos von der durch Reuchlin 1522 seiner Vaterstadt vermachten und sehr lange in der Pforzheimer Stiftskirche aufbewahrten Büchersammlung, sondern auch von anderen Bibliotheken früherer Jahrhunderte in vielen Städten wissen.

Nachdem jene früheste Durlacher Kirchen- und Schulbibliothek durch häufige Plünderungen im dreißigjährigen Kriege allmählich zu Grunde gegangen war, begann Markgraf Friedrich V. nach dem westphälischen Frieden, eine neue anzulegen und sogar die Rentkammer schlug ihm am 5. Juli 1659 vor, jährlich 30 Gulden dem Gymnasium für Bücherankauf zu verwilligen[1]. Eine weitere Quelle der Einnahme blieb, wie Seite 98 bemerkt wurde, das Eintrittsgeld jedes neuen Schülers. – Der nächstfolgende Landesherr, Friedrich VI., wendete aus der Hofbibliothek, deren Gebrauch auch den Lehrern offen stand[2], alle Dubletten dem Gymnasium zu, und ließ die oben, Seite 27, erwähnte Büchersammlung des 1660 in Heidelberg verstorbenen Verfassers der Supplemente zu Liv und Curtius kaufen, um sie aus Worms, wohin sie gekommen war, in die Durlacher Anstalt zu bringen. Die 900 Gulden, welche auf ihren Ankauf verwendet wurden, ersetzte man später aus einer Schenkung, mit welcher der Kirchenrathsdirector Felix Linsemann das Gymnasium bedachte[3]. Letzterer hinterließ auch seine Bücher unserer Schule. Schon


  1. Gen. Landesarchiv, Fascikel Durlach, Studien, Unterhalt des Gymnasiums 1655 ff.
  2. Fecht’s Manuscript §. 56 rühmt mit gebührender Dankbarkeit diese Liberalität. – Ein gedrucktes lateinisches Formular für die Bescheinigung entliehener Werke der Hofbibliothek von 1688, also aus der Zeit des Hofbibliothekars Joh. Burkhard May, ist noch vorhanden und zwar in dem 28. Theile der Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek, hinter Nr. 2.
  3. Dieses Geschenk bestand 1676, sechs Jahre vor Linsemann’s Tod, in dem Schaichhofe bei Tübingen, den das Gymnasium bald um 2000 fl. [106] an Hofrath Keck verkaufte. Als aber Letzterer in finanzielle Verlegenheit gerieth, mußte die Anstalt, statt eines Theils der Zahlung, die Bibliothek des Käufers annehmen. Eisenlohr’s Manuscript 695.