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Friedrich VII., bei der Osterprüfung 1686 einen 12jährigen Tertianer, den Sohn eines Leibeigenen aus dem Dorfe Staffort, die ganze Lebensbeschreibung des Atticus von Cornel nebst einem darüber selbstgefertigten, gleichfalls lateinischen Gedicht ohne Anstoß vortragen hörte, erfreute er den Knaben auch mit 2 Büchern aus der Hofbibliothek, mit Plautus, herausgegeben von Taubmann, und mit Garthii griechischem Lexikon. Den Beschenkten begleitete die dankbare Erinnerung daran bis zu seinem Tode. Es war der 1742 als Kirchenrath zu Karlsruhe verstorbene, schon mehrmals erwähnte Johann Caspar Malsch.

Ueber die sehr wichtige Angelegenheit der Stipendien, die in einem eigenen Programme behandelt zu werden verdient, bemerke ich hier blos, daß ihr bis dahin noch immer durch die Rentkammer verwalteter Fond am Schlusse der 1. Periode sich in übler Lage befand und in dem Schlußjahre 1724 an die theils noch auf dem Gymnasium, theils schon auf der Universität befindlichen Beneficiaten nur 426 fl. verabfolgt hat[1]. Erst seit Anfang des 19. Jahrhunderts ist diese Verwaltung in die Hände der Oberkirchenrathes mit dem schönen Erfolge übergegangen, den ich nach dem Stande des Jahres 1856 in dem Vorworte zum damaligen Programme Seite IX bis XIV geschildert habe.

Carcerstrafe von mehr als einigen Stunden durfte nicht ohne Genehmigung der Oberbehörde vollzogen werden; dagegen die Ruthe oder den Stecken behielt das untere und mittlere Gymnasium in der Uebung, die schon 1536 der ihm vorangegangenen kleinen lateinischen Schule (vergl. oben Seite 7) vorgeschrieben war. Nur für die unterste Klasse wollte Johann Sturm keines jener Strafwerkzeuge angewendet wissen; überhaupt solle der Lehrer kein Orbilius, sondern ein Cato sein, der in seinem Ernste auch zu lachen verstand. – Beispiele von Ausweisung widerspenstiger Knaben und Jünglinge kommen sehr


  1. Akten des Evangel. Oberkirchenrathes, Fascikel Baden-Durlach. Studien. Verzeichnis der Stipendiaten 1711 bis 1732.