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hingehen und nach seinem Tode 1724 wurde es ihnen außerhalb des Gottesdienstes und der Collegien förmlich gestattet, so lange kein Mißbrauch mit dem Degen getrieben werde[1].

Das Certiren der Klassenschüler wurde durch Bulyowsky, welcher 1699 bis 1712 Vorstand der Anstalt war, aus mancherlei Gründen, die aber nicht genannt sind, abgeschafft, jedoch schon 2 Monate nach seinem Tode durch eine Kirchenrathsveordnung wieder eingeführt, weil es „den profectibus der Jugend Vortheil bringe“[2]. Einen Haupteinfluß auf die „Collocation“ hatten damals noch weit mehr als jetzt die lateinischen Stile, deren vier wöchentlich in einzelnen Klassen gefertigt wurden.

Andere äußere Mittel zur Ermunterung des Fleißes waren die Prämienmünzen, die, wie ich Seite 27 berichtet habe, 1669 Markgraf Friedrich VI. für die ausgezeichnetsten Schüler prägen ließ. Aber schon mehrere Jahre vorher kommen in den Rechnungen, z. B. in der von 1659, 24 Gulden jährlich für Prämien der Gynmasiasten vor[3]. Als sein Sohn und Regierungsnachfolger,


  1. So ging das Degentragen sämmtlicher Studiosen in den zweiten Zeitraum hinüber. Als ihnen die Regierung 1753 dieses Recht zu entziehen im Sinne hatte, berief sich selbst der Rector (Maler) darauf, daß ja alle Scribenten, Barbiergehülfen, Gesellen der Goldschmiede, Buchbinder u. s. w. heut zu Tage Degen tragen. – Das Recht blieb den Studiosen auch wirklich und hörte erst in den Zeiten der französischen Revolution von selbst auf, weil nun eine gänzliche Veränderung in der Tracht vor sich ging und, wie den Puder und den Haarbeutel, so auch den Degen der nichtmilitärischen Jugend beseitigte. Einer der drei Brüder Böckh, welche gegen Ende des 18. Jahrhunderts unsere Anstalt besuchten, und zwar der älteste derselben, der vor 5 Jahren in hohem Alter als Geheimer Hofrath verstorbene Dr. Johann Georg Böckh, erzählte, er habe ale Studiosus während seiner Karlsruher Schulzeit in der zweiten Hälfte der 1780er Jahre wie alle seine Commilitonen noch einen Degen getragen; seine 2 jüngeren Brüder, der nachmalige Finanzminister und der in Berlin noch lebende berühmte Philologe, trugen den Degen als Karlsruher Studiosen nicht mehr.
  2. Lyceumsakten. Generalia fasc. 1705 ff.
  3. Gen.L.Archiv; Fascikel Durlach, Studien, 1655 ff.