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(Specimina calligraphica) ebensogut jährliche Prämien aussetzte, wie sie für lateinische Stil-Arbeiten schon bestanden.

Vom Unterricht im Zeichnen finde ich vor der Zeit des genannten preiswürdigen Fürsten nicht einmal eine Spur in unserer Anstalt. Durch Johann Sturm im 16. Jahrhundert war dieser Lehrgegenstand kaum erwähnt worden; aus dem Anfange des 18. will ich wenigstens einen, wenn auch erfolglos ausgesprochenen Wunsch nicht unbemerkt lassen. Prorector Bulyowsky sagt 1710 in seinen Verbesserungsvorschlägen: Auch die schöne „Zeichnenkunst“[1] würde mit Nutzen in die Zahl der Lectionen aufgenommen werden.

Das Turnen dagegen entsprach vollkommen dem Erziehungssysteme des Johann Sturm. Schon er empfahl die Gymnastik seinen Schülern, um ihnen neben den geistigen Anstrengungen die um so nöthigere Leibesbewegung zu verschaffen; er ließ sie methodisch rennen, springen, fechten u. s. w. Daher finden wir z. B., daß der Seite 77 genannte Johann Valentin Andreae als junger Mann, nachdem er in der trefflichen Familie Eberhards von Gemmingen zu Rappenau Erzieher gewesen war, 1612 in dem schon damals sehr berühmten Bade Griesbach einem Theile der zahlreichen und vornehmen Badegäste förmlichen Unterricht im Turnen ertheilte[2] und daß zu Durlach, besonders unter dem Rectorate Arnold’s 1668–89 die Zöglinge sich im „Ballschlagen, Ringelrennen, Turnieren und anderen Künsten“ häufig übten[3]. Aber Näheres über die Einrichtung solcher Uebungen ist leider nicht angegeben, und in den Schulakten, soweit sie seit dem Ende des 17. Jahrhunderts


  1. Diese Schreibung hatte ich in der damaligen Zeit nicht erwartet; sie findet sich aber wirklich in Bulyowsky’s Originalhandschrift vom 28. Juli 1710. (Gen.L.Archiv Fascikel Durlach, Studien, Verbesserung des Gymnasiums 1710–21.)
  2. Selbstbiographie des Johann Valentin Andreae, herausgegeben von Seybold. Winterthur 1799. S. 61.
  3. Anonymus von 1689.