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Fecht behauptete, alles Tiefwahre, Schöne und Gründliche in aller Wissenschaft den alten Klassikern bekannt war, hauptsächlich nach Aristoteles Physica in vier Semestern vorgetragen. Dieses geschah meistens durch einen Arzt; so ums Jahr 1590 ff. durch Dr. Philipp Schopf, 1614 ff. durch Matthias Pregizer, 1654 bis 74 durch den Leibmedikus Dr. Sigmund Close (vergl. oben Seite 25), 1674 bis 89 durch den Doctor Medicinae Matthäus Scherff, welcher vorhin auch als Mathematiklehrer bezeichnet wurde und bei seinem physikalischen Unterricht anfangs die Physica Gothana, später die Institutiones physicae des Wittenbergischen Professors Johann Sperling als Lehrbuch gebrauchte. Von den damals im Gymnasium vorhandenen physikalischen Apparaten wissen wir fast Nichts; doch ist gelegenheitlich bemerkt, daß man acht Thaler auf Anschaffung eines Microscops verwendet, ferner daß das Gymnasium mathematische Instrumente in beträchtlicher Zahl und auch 3 Himmelskugeln besessen habe.[1] Gewiß mehr zu bedauern war in dieser Beziehung bei der Einäscherung von Durlach eine größere im Schlosse besindliche Sammlung von mechanischen und andern Werkzeugen. Sie war angelegt worden hauptsächlich durch den Markgrafen Friedrich V., welcher auch in der Selbstbiographie des gleichzeitigen, persönlich mit ihm bekannten Johann Valentin Andreä[2] als


  1. Zwar Sachs (Beiträge Seite 26) behauptet, das Gymnasialgebäude sei auch mit einem Thurm versehen gewesen, der zu einer Sternwarte dienen konnte. – Daraus sollte man schließen dürfen, es seien auch astronomische Instrumente in dem Brande von 1689 zu Grunde gegangen. Aber von einem Thurme, der das hohe Dach des Gymnasiums überragt hätte, finde ich in Merian’s Abbildung vom Jahr 1643 keine Spur; auch Fecht’s Manuscript von 1689 und der Anonymus des gleichen Jahres reden nicht davon. – Da Eisenlohr’s Manuscript von 1748 erzählt, heutiges Tages sehe man von dem großen Gymnasialgebäude nichts mehr als einen Thurm und 2 gewölbte Keller sammt einem schönen Garten; so könnte vermuthet werden, diesem Thurm, welcher wahrscheinlich blos den Treppenanbau bildete, sei durch Sachs ein astronomischer Zweck angedichtet worden.
  2. Vergleiche die Selbstbiographie dieses berühmten Mannes, abgedruckt [78] in Seybold’s Sammlung von Selbstbiographien, Winterthur 1799, II, 136. – Auch Eisenlohr’s Manuscript S. 541, und Sachs Einleitung IV, 606 reden von diesen Kenntnissen Friedrich des Fünften.