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§. 23. Mathematik und Naturwissenschaften waren in Sturm’s Lehrplan nicht ausgeschlossen, aber allerdings gleichfalls nur spärlich bedacht und auf die höheren Jahreskurse beschränkt.

In Bezug auf die Vorbereitung zum mathematischen Unterricht fällt schon das auf, daß Sturm in den Schematismus der unteren und mittleren Klassen gar kein Rechnen aufgenommen hat und es dort selbst in dem ausführlichen Lehrplane für die Lauinger Anstalt mit keiner Silbe berührt. So war es aber damals allgemein in allen Schulen schon vor Stunn’s Zeit und selbst in denjenigen Verträgen, die ein städtischer Magistrat mit irgend einem Lehrer schloß, findet sich das Rechnen entweder gar nicht oder höchstens als ein Gegenstand des Privatunterrichtes erwähnt, für welchen der Lehrer besondere Bezahlung verlangt[1]. Und wie wir in der Durlacher Schulordnung von 1536 (oben Seite 7) das Rechnen ganz übergangen finden, so kommt es auch in den unteren und mittleren Klassen des Durlacher Gymnasiums während der ganzen ersten bis 1724 reichenden Periode nicht vor, sondern man überließ es der häuslichen Unterweisung. Dennoch bekamen die obersten Abtheilungen Anleitung zur Mathematik z. B. 1653 bei dem damaligen Professor dieser Wissenschaft David Fleckhammer. Letzterer, welcher während des dreißigjährigen Krieges Ingenieur-Offizier in dem Weimar’schen Heere gewesen war, lehrte Mathematik bis nahe an seinen Tod 1668 und erhielt zu seinem Nachfolger in jener Durlachischen Professur einen Dr. Medicinae, Matthäus Scherff aus Sulzburg, der nun bis 1689 Mathematik docirte. Das man sich dabei an Euclid gehalten habe, ist schon oben bemerkt worden; doch diente zugleich, schon vor 1689 und


  1. In Ueberlingen z. B. bedingt sich der Lehrer 1544 von jedem Schulkind für Lesen und Schreiben jährlich 14 Schillinge; wer seine Kinder auch im Rechnen unterweisen will, muß sich mit dem Lehrer um besondere Belohnung vergleichen. – Mone Zeitschrift für Gesch. des Oberrheins II, 159 ff.