Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 071.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

verwendet. Unter den Vorträgen der Zöglinge bei öffentlichen Redeakten kenne ich gleichfalls keinen französischen vor dem Jahre 1754[1]; doch wurde der Unterricht in dieser Sprache wenigstens früher als der in der Muttersprache, nämlich schon seit 1670, den Gymnasiasten durch Rector Arnold, unter welchem die Anstalt so lange blühte, und durch dessen Nachfolger sehr empfohlen. Der früheste Lehrer, der sich auf des Rectors Bitten den Durlacher Zöglingen dazu anbot, war 1670 der durch Arnold geschätzte Hofgerichtsadvokat Johann Martin Zandt[2]. Das gedruckte Programm des Durlacher Gymnasiums von 1706 empfiehlt sogar schon zwei französische Sprachlehrer, Bonville aus Clermont und Riccius, von denen der Letztere zugleich Anleitung zum Italienischen gab. Drei Jahre später äußerte, obwohl ohne Erfolg, ein Bericht des Prorectors Bulyowsky vom 28. Juli 1710, wie nützlich es sein würde, wenn man das Französische propter vicinitatem gentis wirklich einführte; der Arme dachte dabei vielleicht auch daran, daß sowohl


  1. Das Karlsruher Osterprogramm 1754 kündigte an, daß 7 Studiosen mit Reden auftreten werden und zwar nicht blos in den bisher dabei üblich gewesenen Sprachen, lateinisch, griechisch, hebräisch und deutsch, sondern, weil Gönner der Anstalt noch größere Manichfaltigkeit gewünscht haben, Einer (Alexander Ferdinand von Schilling) auch französisch, über den König Gustav Adolf von Schweden.
  2. Anonymus von 1689. – Sachs Beiträge S. 70. – Im gleichen Jahre 1670 steht neben einigen lateinischen und deutschen Gedichten, welche durch Zöglinge der Anstalt gefertigt und einer in Durlach gedruckten Leichenpredigt angehängt sind, auch ein französisches Gedicht von Jean George Fürderer, Estudiant en Théologie. – Gleichzeitig mit dem Durlacher Gymnasium nahm ums Jahr 1670 auch das Heidelberger Pädagogium zum ersten Mal den französischen Sprachunterricht auf (ihn ertheilte ein Züricher) und in die Stadt Baden wurde 1671 eine Anzahl französischer Nonnen (vom Orden des Heiligen Grabes), deren Kloster drei Jahre später, 1674, seine völlige Einrichtung zu Baden erhielt, für den Töchterunterricht berufen. In dem Stuttgarter Gymnasium begann 1685 ein durch die Aufhebung des Edictes von Nantes dahin vertriebener französischer Geistlicher den Unterricht in seiner Sprache.