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und sorgte dafür, daß jeder als Thema aufgestellte Satz durch die Opponenten nur mit solchen Argumenten bekämpft werde, welche den Forderungen der Dialektik entsprachen, und daß der Respondent die Gegengründe gleichfalls in schulgerechter Form zu widerlegen suche. – Die öffentlichen und feierlichen Disputationen, für welche der Respondent wenigstens drei Monate und die Opponenten 8 Tage Vorbereitungszeit erhielten, fanden immer Mittwoch von 1 Uhr an statt und dauerten bis gegen Abend, zuweilen bis 6 oder bis 8 Uhr. Sie sollten eigentlich zweimal des Jahres durch jeden Professor veranstaltet werden, wurden aber hie und da durch Einzelne unterlassen; doch der mehrmals erwähnte Johann Fecht allein präsidirte während seiner 22jährigen Functionszeit am Gymnasium bei mehr als 50 dieser feierlichen Uebungen und Viele der in der theologischen Bildungsanstalt seit 1667 gehaltenen Disputationen machte er auch im Drucke bekannt[1]. Die Theses zu jedem derartigen Aktus mußten an den Thüren des Gymnasiums angeschlagen, die Behörden und Honoratioren dazu eingeladen und auch die Schüler der oberen Klassen zugelassen werden. Unter den Zuhörern befanden sich zuweilen auch die Landesherren nebst ihren Prinzen, und unter den Opponenten nicht blos Studiosen des Gymnasiums, sondern auch Lehrer desselben und Geistliche sowohl aus der Stadt, als auch der Nachbarschaft, zu deren Kenntniß die Thesen in der vorangegangenen Woche zu gelangen pflegten. Daß Alles in lateinischer Sprache vorging, braucht nicht erst bemerkt zu werden. In der zweiten Hälfte des dreißigjährigen Krieges und abermals nach dem Unglücksjahre 1689 war eine lange Unterbrechung dieser öffentlichen Uebungen eingetreten; seit 1715 führte Rector Boye sie, wenn auch seltener als früher, wieder auf und so dauerten sie noch lange Zeit fort; die lateinischen Disputirübungen mit Ausschluß der öffentlichen fanden


  1. Theils in seinen 1677 zu Durlach gedruckten Noctes Christianae, theils in zwei anderen Schriften: De statu damnatorum (Durlaci 1680) und Schediasmata Sacra (Durlaci 1688).