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müsse sich hierin jetzt nach verschiedenen Universitäten richten“[1]. – Nachdem seit langer Zeit gewöhnlich der Rector selbst die Philosophie docirt hatte, namentlich die Seite 22 ff. genannten Schulvorstände Weininger, Lembke, Arnold und Bulyowsky, fand die Regierung 1714 einen Grund, warum sie das Rectorat einem aus Jena berufenen Universitätslehrer, nicht aber dem ältesten Durlacher Professor, dem in vielen Beziehungen trefflichen Malsch, anvertraute, darin, daß dieser Letztere sich nicht genug mit Philosophie befasse. Er antwortete, das geschehe, weil die Anstalt ein Gymnasium und keine Academie sei. – Zehn Jahre später, also am Schlusse der mit 1724 sich endigenden ersten Periode, ist ein Regierungserlaß bemerkenswerth, man solle die Fundamente der Logik nach dem zum Behuf „der studierenden Noblesse“ durch Grosser deutsch verfaßten Lehrbuche vortragen, dem höheren Kurse aber Grosser’s lateinisches Compendium zu Grunde legen, während die Metaphysik nach Aepinus, die Moralphilosophie und die Politik nach Buddeus und Puffendorf zu lehren sei. – In dem Schematismus von 1710 sind jedem Exemten (Sextaner) noch immer, wie früher, wöchentlich sechs philosophische Unterrichtsstunden vorgeschrieben.

Neben den theoretischen Vorträgen über Philosophie wurden schon seit dem Bestehen des Gymnasiums auch praktische Uebungen, exercitia disputatoria, häufig vorgenommen. Diese theilte man in gewöhnliche und in feierliche. Doch nicht blos der Professor der philosophischen Fächer, sondern jeder Professor hatte monatlich Einmal über den Inhalt des zuletzt Vorgetragenen eine gewöhnliche Disputation im Kreise seiner Zöglinge anzustellen. Er selbst präsidirte, eröffnete die Diskussion mit einer in den Gegenstand einleitenden Rede


  1. Eingeführt waren 1710, außer der von Dannhauer verfaßten Logik, Omeisii compendium ethicum, Bolyowskii Speculum Politicae und Rudrauffii Tubulae Metaphysicae. – Noch immer das System des Aristoteles; keinen Eingang fanden die im 17. Jahrhundert aufgetretenen Cartesius und Spinoza; das System des Leibnitz und Wolf erst gegen Mitte des 18.