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pueros rex” aufzutreten, wobei der ausgezeichnetste der obersten Klasse, Johann Caspar Malsch, die Rolle des Astyages und sein Mitschüler, Reinhard von Gemmingen, die des Cyrus übernahm.

Das Griechische, welches in der Vorschrift für die Durlacher Schule von 1536 (oben §. 3) nur mit dem Bemerken vorkommt, der Schulmeister solle es lehren, wenn er es könne und wolle, wurde in dem 50 Jahre später errichteten Gymnasium mit 12- bis 13jährigen Knaben (wie noch jetzt in unserer Unterquarta) begonnen, zwar bis zum Bezuge der Universität fortgesetzt, aber mit wenigeren Lehrstunden als heutiges Tages bedacht. Eingeführt war die in lateinischer Sprache abgefaßte Grammatik des mehrmals citirten Straßburgers Golius, die man erst in dem 2. Decennium des 18. Jahrhunderts durch die Lang’sche ersetzte. Seit Anfang des Gymnasiums las man, wie Sturm es schon der Lauinger Schule vorgeschrieben hatte, besonders den neutestamentlichen Urtext. Doch wurde der philosophische und mathematische Unterricht an die Lectüre des Aristoteles und Euclid, der rhetorische an Demosthenes, Isocrates und selbst an Hermogenes angeknüpft, da Sturm auf diesen Rhetor des zweiten christlichen Jahrhunderts besonders viel hielt. Auch einige der von Sturm sehr empfohlenen Homilien des Chrysostomus und Basilius wurden zuweilen gelesen. Von Historikern fand ich den Herodot niemals in dieser ersten, bis 1724 reichenden Periode, aber den Herodian zuweilen; von griechischen Dichtern auffallend wenig, darunter die Gnomen des Phokylides und Anderer. Homer war unter Johann Sturm, und daher wohl auch in unserer Anstalt anfangs, gelesen worden, aber dann etwa 100 Jahre nicht mehr bis 1761. – Die Schulverordnung von 1705 verlangt, in graecis solle mehr darauf gesehen werden, daß die Jugend einen Text wohl analysiren lerne, als daß man sie mit vielem Vertiren plage. – Dieses Vertiren geschah immer in das Lateinische. Griechische Stile, bei denen man ganz besonders den Sprachgebrauch des Neuen Testaments berücksichtigte, sind 1706 und in den folgenden Jahren wenigstens