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Außer den Corder’schen Gesprächen bildeten im 16. und 17. Jahrhundert einen Gegenstand zum Auswendiglernen für untere Klassen die Sentenliae latinae. Johann Sturm schrieb sie schon für die unterste Klasse zu Lauingen vor, zuerst nur ganz einfache (sententiae, singulis membris comprehensae, z. B. Magnum vectigal parsimonia est). In Bezug auf römische Autoren begann die Uebersetzung des Cornelius Nepos[1] schon früh und die der Comödien des Terenz und der Ciceronischen Briefe offenbar viel zu früh, bereits in unserer Secunda. Es geschah freilich anfangs nur mit den leichteren und in der Absicht, das Lateinsprechen und den correcten Ausdruck zu fördern. Dann kamen die übrigen Schriften Cicero’s, auch Plin’s Briefe und Panegyricus an die Reihe; von historischen Schriftstellern zwar kein Tacitus vor dem Jahre 1729[2] und kein Livius vor dem Jahre 1750, aber viele andere, theils solche, die, wie Cäsar, noch jetzt im Gebrauche sind, theils solche, die, wie Eutrop, Curtius und Justin, noch bis in die ersten Decennien des 19. Jahrhunderts eingeführt blieben, theils solche, die, wie Sueton, Bellejus und Florus, schon früher aus unserem Schematismus verschwanden. Die Autoren, welche durch die Behörde für das nächste Halbjahr gewählt wurden, gab man 4 Wochen zuvor den Lehrern an. Am meisten vervielfältigte am Ende des 17. Jahrhunderts der Seite 29 ff. erwähnte Bulyowsky die Zahl der zu lesenden Schriftsteller. Er räth in dem Programme von 1691, von Jedem nur einen Theil zu behandeln, weil er aus Erfahrung wisse: Facilius est multa facere quam diu. Uebrigens fand Beifall bei den Eltern einmal, daß das in einer unteren Klasse


  1. Die Bemerkung einiger Schriftsteller, Cornel fehle in der Zahl der durch Sturm eingeführten Autoren, beruht auf einem Irrthum; als Verfasser der Vitae excell. imp. galt damals allgemein Aemilius Probus.
  2. Rector Malsch berichtete noch Ostern 1736: Bei jungen Leuten tractire er „so verwickelte, verzwickte und mit dem usu participiorum prahlende Scriptores wie Tacitum, Curtium und Plinium majorem“ nicht gerne.
Empfohlene Zitierweise:
Mittelschule+Durlach+(Vierordt): Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule. Karlsruhe: , 1859, Seite 59. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelschule_Durlach_(Vierordt)_059.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)