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Fecht, welchem das Dreimalige nicht protestantisch schien, obwohl er es fortbestehen ließ. – Nach diesem allgemeinen Gebete und nach dem Schluß-Choral (gewöhnlich: Da pacem Domine) wurde ein kleiner Spaziergang vorgenommen und dann zur Schularbeit geschritten. – Das um 11 Uhr und das am Ende der Nachmittagstunden gehaltene Schlußgebet fand in den einzelnen Klassen und zwar in den obersten lateinisch statt; aber zur religiösen Eröffnung der Nachmittagstunden versammelten sich wieder Alle in dem großen Auditorium, wobei der Choral: Veni creator spiritus als gewöhnliche Eröffnung diente.[1] – Bemerkenswerth scheint noch, daß die im Gymnasium eingeführten kirchlichen Lehrbücher (auch der Katechismus) regelmäßig zugleich als Stoff zum mündlichen Uebersetzen in’s Lateinische[2] und zu prosodischen Uebungen dienten und daß das Griechische des Neuen Testaments für die ersten Jahreskurse des griechischen Unterrichts, wie schon Melanchthon verlangt hatte, sogar die einzige griechische Lectüre ausmachte.

Fast ausschließlich religiöskirchlichen Charakter trug der Musik- und Gesangunterricht, auf welchen große Sorgfalt zur Verschönerung des öffentlichen Gottesdienstes verwendet wurde. Nicht nur bei Verleihung von Stipendien an Schüler, sondern auch bei Anstellung der Lehrer nahm die Oberbehörde, das Kirchenrathskollegium, besondere Rücksicht auf musikalische Qualification. Markgraf Georg Friedrich in seiner Stiftung von 1614 verlangte zwar vor Allem, jeder Stipendiat habe sich „der Gottesfurcht mit emsiger Besuchung der Predigt und der heiligen Sakramente zu befleißigen, aber neben anderen Studiis


  1. Diese tägliche gemeinsame Erbauung nahm erst mit der Zerstörung des Gymnasiums 1689 ein Ende und konnte bei der Wiederherstellung des gelehrten Schulunterrichts in dem Seite 37 erwähnten kleinen Hause aus Mangel an einem Saale nicht mehr stattfinden. – Zahlreiche Klagen darüber stehen in den Berichten der Lehrer von 1705 ff.
  2. Catechismum ex patria transferre in Latium, fructuosum est in classe quarta. (Leges Lavinganae, Class. IV, §. 7.)
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Mittelschule Durlach (Vierordt): Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule. Karlsruhe, 1859, Seite 54. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelschule_Durlach_(Vierordt)_054.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)