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selbst stand der weder von Sachs, noch von den übrigen Historikern der badischen Markgrafschaft erwähnte Johann Sturm in vielfacher Berührung. Er war sehr wohl gelitten schon bei dem Markgrafen Ernst, von welchem die allein noch blühende Ernestinische Linie ihren Namen trägt. Bei einer Durchreise 1546 durch Pforzheim in das Schloß zur Tafel geladen, beschreibt er uns die Person dieses Fürsten, und erzählt, daß er mit ihm auch bei zwei anderen Gelegenheiten längere und inhaltreiche Unterredungen gehabt habe; er nennt den Markgrafen „gesund und festgedrungen an Körper und Geist.“[1] – Auf einer anderen seiner zahlreichen diplomatischen Reisen kam der gefeierte Gelehrte 1562 auch zu Ernst’s Sohn und Regierungsnachfolger Karl II. nach Pforzheim und bewog ihn, 10,000 Gulden zur Unterstützung der schwer verfolgten Protestanten in Frankreich zu verwilligen. Noch im gleichen Jahre 1562 erwarb Karl II. sich in Straßburg das bei der Nicolaibrücke gelegene Haus zum Drachen, welches dem in dieser Reichsstadt eingebürgerten Herrn von Renchen um 4,000 Gulden abgekauft wurde und unter dem späteren Namen Durlacher Hof über ein Jahrhundert lang in den Händen seiner Familie blieb. Dahin zog, im Jahre nach Karl’s Tod, dessen zweiter Sohn, der 16jährige Markgraf Jakob III., am 4. Dezember 1578; er wurde eigens, um Sturm’s Unterricht zu genießen, auf Anordnung seiner Mutter und der erwähnten Vormünder hieher gebracht, wo gleichzeitig auch der junge Herzog Wilhelm Robert von Bouillon, überhaupt 3 Prinzen und etwa 200 gräfliche oder adelige Jünglinge ihrer Studien wegen sich aufhielten.[2] Jakob III. blieb 2 Jahre in Straßburg. Nicht viel später wurde auch sein jüngster Bruder, der minderjährige Markgraf Georg Friedrich, auf 3 Jahre zu gleichem Zwecke dahin gebracht.


  1. Principem ut corpore, sic etiam animo sicco et sano praeditum. – Sturm erzählt das Obige 1578 in der Praefatio zu dem Onomasticon latino-germanicum, welches den Hauptlehrer der obersten Straßburger Gymnasialklasse, Theophilus Golius, zum Verfasser hatte.
  2. Gleichfalls aus dieser Praefatio.
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Mittelschule Durlach (Vierordt): Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule. Karlsruhe, 1859, Seite 51. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelschule_Durlach_(Vierordt)_051.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)