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Durlacher Gymnasiums 1586 ihre wiederholte Anwendung fand. Zahl, Benennung, Einrichtung, Methode der Klassen und der 2 noch höheren Jahreskurse, welche auf den vollständig durchlaufenen Klassenkurs folgten, waren in Lauingen und Durlach gleich[1]. – Schon früher aber finden wir den Lehrplan des nämlichen von seiner Zeit hochgefeierten Pädagogen in einem noch beträchtlich größeren Maßstab und mit einem Aufwand von reicheren Mitteln durch das berühmte Gymnasium der Reichsstadt Straßburg verwirklicht und wenn wir vollends noch weiter zurückgehen und nach der Quelle fragen, aus welcher Johann Sturm die Grundsätze seiner Schulorganisation hauptsächlich geschöpft habe, so finden wir sie bei den Brüdern vom gemeinsamen Leben. Sie sind in trefflicher Weise durch Ullmann in dem 2. Bande der „Reformatoren vor der Reformation” geschildert, haben seit Ende des 14. Jahrhunderts in den Niederlanden angefangen, den gelehrten Unterricht umzugestalten, die Liebe zu der heiligen Schrift, aber auch zu den klassischen Studien in ihren Schülern genährt und den Grundsatz festgehalten, daß Kenntnisse nur dann Werth haben, wenn dadurch zugleich der religiöse Sinn gehoben wird. Die pietas instructa wurde als Ziel ihres pädagogischen Strebens gepriesen und ein Hauptmittel zur Erreichung eines solchen Zieles in dem wohlgegliederten Stufengang des Unterrichts gefunden, so daß ihre Schüler in zahlreichen, nach einander zu durchlaufenden Klassen ihren Unterricht erhielten.

In ihrer Anstalt zu Lüttich war Johann Sturm, gebürtig aus Schleiden in der Eiffel, in dem jetzt königlich preußischen


Spätere Abdrücke in Hallbauer’s Sammlung und in dem 1586 zu Thorn erschienenen Werke: Institutionis Literatae tomus primus, Sturmianus. Torunii Borussorum 1586, 4°, wo die fraglichen Scholae Laviganae p. 207–272 stehen.

  1. Philipp Ludwig’s Sohn trat kurz vor seinem Regierungsantritt 1614 zur katholischen Kirche über, nahm eine Bekehrung seines Landes vor und ließ das Lauinger Gymnasium eingehen. Häusser, Gesch. der Pfalz II, 277 ff., 738 ff.
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Mittelschule Durlach (Vierordt): Geschichte der im Jahre 1586 zu Durlach eröffneten und 1724 nach Karlsruhe verpflanzten Mittelschule. Karlsruhe, 1859, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Mittelschule_Durlach_(Vierordt)_047.jpg&oldid=- (Version vom 1.8.2018)