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oberen Stockwerke eine Reihe von 21 Fenstern, im unteren aber 17 nebst 2 großen Thoren die Vorderseite bildeten, hielt Malsch nebst seinem Kollegen Schule in dem blos auf einige Zeit dem damaligen Bürgermeister abgemietheten Hause „Zum Waldhorn“[1]. Es ist der jetzige Gasthof zum Ritter. Noch im Anfange des Jahres 1723 lud Malsch in einem lateinischen Programme ein zu dem oratorischen Akt, welcher am 11. Februar „in aedibus Waldhorn.“ gehalten werden solle[2]. – In der Stadt glaubte man, der zweistöckige langgestreckte Neubau zwischen den beiden Kirchen sei für Pfarr- und deutsche Schulhäuser bestimmt; als aber der Markgraf, von einer holländischen Reise zurückkehrend, am 12. Juni 1724 das fertig gewordene Gebäude besichtigte, wies er es dem Gymnasium zu, welches er nun definitiv aus Durlach hieher verlegte. Jedem der 4 Lehrer, welche an der Anstalt zu unterrichten hatten, gab er dort eine Wohnung nebst einem Garten. Die Kosten des Baues waren den geistlichen Verwaltungen Karlsruhe, Hochberg und Röteln aufgebürdet worden, so schwer diese Fonds sich noch immer in Folge der letzten ruinenreichen Kriege mit Bauausgaben belastet fühlten. Für den lutherischen Stadtpfarrer zu Karlsruhe ließ der Markgraf nun dicht an der Ostseite der Kirche seiner Konfession ein Pfarrhaus, für die Stadtschule den nöthigen Bau dicht an der Westseite errichten. Rector Boye, wie der Hauptlehrer der obersten Klasse, Präceptor Joh. Wasmuth, mußte 1724 nach Karlsruhe übersiedeln; Boye starb aber hier schon nach 3 Monaten,


  1. In der damaligen Löwenkranz’schen Straße gelegen, welche später die Günzer’sche Straße hieß und dann den noch jetzt gebräuchlichen Namen Waldhornstraße erhielt. – Daß das jetzige Gasthaus zum Ritter damals den Schild zu den goldenen Waldhörnern geführt habe, erfahre ich unter gütiger Vermittlung meines Herrn Kollegen, Hofrath Gockel, den gefälligen Recherchen des Herrn Oberbürgermeisters Malsch und des Herrn Rathsconsulenten Heinrich.
  2. Zwölf Seiten in 4°; dieses Programm findet sich unter den Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. 28 Nr. 3.