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Zustande der Durlacher Anstalt, welchen der Markgraf hinlänglich kenne, trage allerdings Boye die Hauptschuld, und dieser Schulmann wünsche nun selbst, gegen Vorausbezahlung eines Jahrgehaltes, sich nach Jena zurückzuziehen. („Das wäre das Beste“, schrieb der Markgraf an den Rand.) – Doch auch sich selbst sprach der Ephorus in jenem Berichte nicht frei von einem Theile der Schuld. Als Geistlicher habe er nämlich sein Ephorat nicht mit gehörigem Nachdrucke durchführen können, um den Pasquillen zu entgehen, in denen seine anfängliche Strenge durch die scharfe Zunge der Durlacher angegriffen wurde. Unter solchen Umständen habe er, da noch Höhere schliefen, das Schulschiff den Meereswellen überlassen. Und doch sei ein gutes Gymnasium ein unschätzbares Kleinod für ein Land; es mache nicht nur die Berufung fremder Diener entbehrlich, in denen man sich so häufig getäuscht sehe, sondern es belohne überhaupt in reichlichem Maaße die Opfer, die durch die Rentkammer so ungern und so spärlich verwilligt werden. Als Schullokal in Karlsruhe könne man entweder eines der neuerbauten landständischen Häuser miethen[1] oder auch bei der dortigen Stadtkirche neu bauen, dazu die aus dem Verkaufe des alten Durlachischen Gymnasialplatzes etwa zu erlösenden 600 fl, ferner einen namhaften Theil der einstweilen zurückzuhaltenden Stipendien, weiter die persönlichen Beiträge verwenden, die durch Angestellte in Karlsruhe zugesagt worden seien; auch eine Collecte könne man versuchen.

§. 16. Als der Plan des Markgrafen, das Gymnasium aus der kaum verlassenen Residenz in die neue zu verlegen, immer klarer hervortrat, wendeten sich an ihn 14. Juni 1720 Bürgermeister, Gericht und Rath der Stadt Durlach. Sie thaten es in beweglichen Ausdrücken; wenn, dem Vernehmen nach, nun


  1. Die Landstände der oberländischen Herrschaften Badenweiler, Hochberg u. s. w. hatten im Herbst 1716 einen Geldbeitrag von 4266 fl. für Karlsruher Bauten verwilligt. – Oelenheinz, handschriftliche Sammlung von Urkunden in Bezug auf die Erbauung von Karlsruhe.