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Diacon angestellt und eine Zahl Ausländer durch Privilegien zum Bau modellmäßiger Häuser in ihre Stadt gelockt wurde. Noch andere Gründe sind in den gleichzeitigen Briefen der pfälzischen Prinzessin Elisabeth Charlotte, Gemahlin des Herzogs von Orleans, lebhaft gerügt; gar keiner aber findet sich angegeben in dem, was Eisenlohr später, nach des Markgrafen Tod, handschriftlich aufgezeichnet hat, sondern er begnügt sich, Seite 845 zu sagen: Was den Fürsten zu einer Residenzänderung bewog, ist den Meisten ein Geheimniß geblieben; mihi scire licet, quod ita; cur ita, non licet.

Als das Durlacher Gymnasium 1712 seinen trefflichen Vorstand Bulyowsky durch den Tod verlor, galt dessen ehemaliger Schüler und in letzter Zeit nächster Kollege, der 38jährige Professor Malsch, zwar für einen ausgezeichneten Kenner der alten Sprachen und für einen sehr glücklichen lateinischen Dichter, aber für minder bewandert in philosophischen Wissenschaften und trotz seiner heiteren Laune für geneigt zum Pietismus. Man warf ihm vor, daß er mit August Hermann Franke (dem edlen Stifter des Waisenhauses zu Halle) und mit dessen Schwiegersohn Freylinghausen korrespondirte, mit einem dem Pietismus ergebenen Informator in dem von Marschall’schen Hause zu Durlach, Pelletier, freundschaftlich umging und über die Schriften eines damals beliebten Mystikers Pierre Poiret vortheilhaft urtheilte[1]. Der Markgraf ließ also das Rectorat vakant bis 1714, wo der Frieden zu Rastatt[2] dem 14jährigen spanischen Erbfolgekrieg endlich ein Ziel setzte, und theilte die Stelle nun einem jungen Manne von 29 Jahren zu, der in Jena als Privatdocent der Philosophie lebte. – Der gelehrte Magister Johann Ludwig Boye, aus Königsberg gebürtig,


  1. In dem gleichen Fascikel.
  2. Das Friedensfest wurde erst 1. Nov. 1715 gefeiert. Zu der am gleichen Tage auch im Durlacher Gymnasium begangenen Friedensfeier lud ein Programm ein, welches in den Quartmiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. 28 steht.