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nicht nur alle früheren Bezüge, auch die vielerlei Sporteln, Dispenstaxen und Strafgelder, sondern sogar die Einkünfte vakanter Pfarreien zuzuweisen. – Letzteres verwarf der gewissenhafte Fürst und genehmigte zwar im Sommer 1699[1] den Vorschlag, einstweilen das durch Hauptmann Langenbach in der Rappengasse neu erbaute Haus um 1230 fl. für die zu restituirende Anstalt zu erkaufen, drang aber wiederholt auf Vorlagen, wie der vollständige Gymnasiumsbau möglichst bald unternommen werden könne.

Schon am 23. April des gleichen Jahres 1699 hatte er aus Stuttgart den von ihm hochgeachteten Bulyowsky zum Prorectorate nach Durlach berufen und bald darauf auch dessen ehemaligen Zögling Malsch, welcher unterdessen durch günstige Umstände zur Vollendung seiner Studien und zu würtembergischen Lehrstellen in Cannstadt und Stuttgart gelangt war. Obwohl aber im Jahre 1700 ein abermaliger Krieg mit Frankreich, der spanische Successionskrieg, nach kurzer Friedenszeit dem Lande neue Wunden zu schlagen anfing, gelang es doch, die Zahl der Klassen allmählich wieder auf 5 zu heben und über ihnen auch das Gymnasium publicum in einiges Leben zurückzurufen. So stand es, als am 22. April 1706 endlich wieder ein gedrucktes Programm, das erste seit 15 Jahren, erschien[2]. Schon im folgenden Jahre 1707 wurde die überfüllte unterste Klasse in 2 getheilt, die Klassenzahl also wieder auf 6 gehoben. Bald vorübergehend war damals das Vordringen der Franzosen unter


  1. Erlaß aus Petersthal vom 25. Juni 1699, im gleichen Fasc.
  2. Foliomiscellen der Großh. Hofbibliothek tom. X, Nr. 7 und tom. XIV, Nr. 54. – Am Publicum lehrten außer dem Prorector Bulyowsky (das Rectorat ließ der Markgraf noch immer unbesetzt, weil er für dasselbe den ehemaligen Rector Arnold wieder zu gewinnen hoffte) der Kirchenrath J. J. Eisenlohr (seit 1702 aus der Reichsstadt Reutlingen nach Durlach berufen, der Stammvater des ganzen, im Großherzogthum noch jetzt zahlreich blühenden Geschlechts) und der Hofprediger Christian Rabus. Die beiden Letzteren lasen theologische Collegien. Hauptlehrer [38] der 5 Klassen waren Malsch, der aber zugleich in dem Publicum oder bei den Exemten philologische und rhetorische Lectionen gab; Johann Michael Stecherwaldt aus Wertheim in Secunda, Johann Peter Lang in Tertia, Georg Sigmund Geißler in Quarta und Wolfgang Friedrich Steinlein in der untersten Klasse oder Quinta.