Seite:Mittelschule Durlach (Vierordt) 032.jpg

Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

§. 13. Das Zerstörungsjahr 1689, nachdem die Franzosen schon im September zuvor jenen Krieg mit der Eroberung von Speier eröffnet und gleich darauf auch Philippsburg und Mannheim erobert hatten, begann bereits in seinen ersten Wochen einzelne Theile unserer Heimath mit vandalischer Wuth zu verheeren. Im Juli 1689 fiel, von Philippsburg aus, eine zahlreiche Mordbrennerbande des Generals Mélac zuerst über die Stadt Bruchsal her, plünderte sie, legte sie dann nebst Bretten, Gochsheim und anderen Orten in Asche und erschien, noch ehe das gleiche Schicksal die Städte Ettlingen, Rastatt, Baden u. s. w. traf, am 3. (13.) August vor Durlach, wo der Hof und sehr viele Einwohner bereits entflohen waren. Sonntag 4., wo der herkömmlich vorgeschriebene Predigttext: Von der Zerstörung Jerusalems – die Angst der erschreckten Gemüther noch erhöhte, sah diese Residenz sich genöthigt, ihre Thore zu öffnen und am 5. fand die allgemeine Plünderung statt. – Während dieser fürchterlichen Stunden wurden wir Alle, die in der Stadt geblieben waren, so erzählt der oben erwähnte Gymnasiallehrer Bulyowsky[1], im Schloßhofe zusammengesperrt und erst Abends 5 Uhr zum östlichen Stadtthore hinausgelassen. Schon brannte der Thurm auf dem Thurmberge und wir namenlos unglücklichen Menschen wanderten in Haufen zu 30 und 40 über die Berge, auf deren Höhe wir in östlicher Richtung gleichfalls eine große Feuersbrunst, wir vermutheten Pforzheim, erblickten. Nachdem wir in einem Walde bei Langensteinbach die folgende Nacht voll Jammer zugebracht hatten, sahen wir von einem Berge herab nach Anbruch des verhängnißvollen 6. August unter Thränen ohne Zahl, wie Durlach zu brennen anfing und


Carolus Magnus, actus oratorio-historicus. – Mit Recht konnte Professor Johann Heinrich May in seiner 1687 zu Durlach gedruckten Lebensbeschreibung Reuchlin’s Seite 148 sagen: Hodie gymnasium nostrum in tanta est celebritate, quanta unquam alias fuit..

  1. Lyceumsfascikel „Lehrplan 1695–1710.“ – Abgedruckt in Sachs Beitr. S. 98.