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Diverse: Miscellaneen

sich im Zucht- und Arbeitshause nicht aufs neue vergehen, so ist man mit ihnen schon zufrieden. An ihre moralische Besserung denket man nicht, so wenig man im Juliushospitale an die Geistesheilung der Wahnsinnigen denket. Hier verschreibet der Arzt sein Recept, und dort liest der Mönch seine Messe, und hält wöchentlich eine geistliche Rede. In der Residenzstadt Wirzburg sind acht Mönchklöster (die Karthäuser nicht mitgerechnet, als welche ihrer Ordensregel gemäß für ihre Nebenmenschen in der Welt weder beten noch sonst etwas thun dürfen), und es wäre wahrlich eine zweckmäßige Beschäfftigung für Ordensgeistliche, wenn sie nicht so im Allgemeinen, sondern im Einzelnen an der Seelenverbesserung der eingezogenen Sträflinge arbeiten müßten.

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Was die unglücklichen ausser der Ehe geschwängerten Mädchen betrifft, so wäre zu wünschen, daß in Wirzburg ein ordentliches Gebährhaus errichtet würde. Die Unglücklichen müssen jetzt bey einer Hebamme niederkommen, ihre tägliche Kost und Arzney bis zu ihrer völligen Wiederherstellung, und dann noch 5 fl. dem Hofschultheisen als eine Strafe für ihren ausserehelichen Beyschlaf zahlen. Die Gelegenheit verführt zu werden, ist in Wirzburg für unschuldige Mädchen, besonders für solche, die sich vom Lande dahin in Dienste begeben, wegen der Menge junger, gesunder, müßiger und eheloser Mannspersonen ausserordentlich häufig. Um alle Kosten bey der Hebamme und beym Hofschultheisen zu bestreiten, muß das Mädchen oft ihre wenigen Kleider

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Diverse: Miscellaneen in: Journal von und für Franken, Band 3. Raw, Nürnberg 1791, Seite 509. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Miscellaneen_(Journal_von_und_f%C3%BCr_Franken,_Band_3,_4).pdf/11&oldid=- (Version vom 13.9.2022)