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der Flügel unterscheiden kann. Dann wird sein Rattern drohend und laut. Dann wieder schraubt er sich hoch, hoch ins Blaue, bis man nur mehr ein unbestimmtes Surren hört, wie wenn im Sommer aus einer Blütenwiese eine Hummel um eine Blume brummt. Sicher und kühn schwebt er dort oben, die Sonne beleuchtet seine Unterseite, daß sie hell aufblitzt wie ein weißer Vogelleib.

Und am Horizont hebt das große Dröhnen wieder an. Ein Fort gibt dem anderen die Hand und der Donner rollt von Hügel zu Hügel, rings um die einsame stolze Feste.


Przemysl, den 2. Dezember 1914,
     am 25. Tag der 2. Belagerung.

Das war gestern ein aufregender Tag! Vormittag und nachmittag kreiste ein russischer Aeroplan über uns und warf Bomben ab. Im Laufe des Vormittags etwa zehn, und noch einige am Nachmittag.

Vormittags hörten wir plötzlich eine ungewöhnliche, explosionsartige Detonation, die sich einige Male wiederholte. Mittags kommt unser Diener und erzählt, daß in der Slovackigasse von einem Flieger russische Bomben abgeworfen wurden. Än vielen Häusern sind die Fenster zertrümmert. Auch auf die Sanbrücke versuchte man ein Attentat, doch fiel die Bombe ins Wasser.

Wie ich nachmittags aus dem Hause trete, um ins Spital zu gehen, stehen unsere Soldaten zusammengerottet in der Straße, reden aufgeregt durcheinander und zeigen alle hinauf. Da höre ich auch schon das Knattern eines Aeroplans gerade über der Gasse. Ich halte mich ein bißchen an der Wand und gehe weiter. In der nächsten Straße dasselbe Bild. Unsere Leute

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 88. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/98&oldid=- (Version vom 1.8.2018)