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wir wirklich cholerakrank werden sollten. Das war mir unsagbar qualvoll.

An diesem Tag fühlte man die Hand Gottes über sich.

Was war das für ein seliges, seliges Aufatmen, als die ersten 5 Tage, in denen bei einer Ansteckung die Krankheit zum Ausbruch kommt, überstanden waren.

Und als wir an einem goldenen Herbsttag unseren ersten Rekonvaleszenten-Spaziergang auf den Schloßberg machten, war der Tag so leuchtend wie keiner zuvor.


Przemysl, den 29. Oktober 1914.

Heute ist der Zugsverkehr über Chyrow-Sanok wieder aufgenommen worden. Es läuft täglich je ein Zug in beiden Richtungen. Auch die ersten Verwundetentransporte gehen ab.

Doch scheinen sich die Russen wieder an einigen Stellen an die Festung heranzudrängen, denn man hörte plötzlich untertags sehr nahen, lauten Kanonendonner.


Przemysl, den 31. Oktober 1914.

Heute um 1/25 Uhr nachmittags heißt es plötzlich, der Thronfolger kommt!

Eine Kompagnie mit Musik und Fahne zieht auf.

Man erzählt sich beunruhigt, daß die Russen bei Nowemiasto im Vorgehen sind, Bahn und Straße beschießen, das erzherzogliche Automobil dadurch zurückgehalten wird. Auch die Krankenzüge stehen auf der Strecke.

Endlich um 6 Uhr sausen fünf Automobile des Erzherzogs Karl Franz Josef, in eine Staubwolke gehüllt, durch die Franziskanergasse.

Empfohlene Zitierweise:
Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/65&oldid=- (Version vom 1.8.2018)