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Die Rückwärtsstehenden heben ihre Kleinen auf die Schulter: „Siehst du den deutschen Kaiser, siehst du ihn?“

Und der kleine Soldat schwenkt die kleine Fahne vor dem großen Kaiser.

„Unser Thronfolger!" sagen die Leute, „schau, wie lieb er ist, den mag ich wohl besonders gern!“

Und „unser Conrad von Hötzendorf!“ so geht es weiter. Man kennt jeden General und ist stolz auf ihn.

Erzherzog Friedrich empfängt den deutschen Kaiser im Schloß. Er feiert heute seinen 59. Geburtstag, einen stolzen Tag!

Und dann tut sich die Türe zur Schloßterrasse auf. Die Hoheiten erscheinen auf dem Balkon.

Dröhnend setzt die Musik ein, und das „Gott erhalte“ braust vielhundertstimmig zum Schloß auf.

Die Menge entblößt das Haupt, die Fahnen senken sich zum Salut.

Auf der Terrasse steht Kaiser Wilhelm, das Haupt erhoben, das Adlerauge stolz und kühn, die Hand salutierend am Helm. Neben ihm Erzherzog Friedrich und hinter ihm unser Thronfolger lächelnd im Türrahmen.

Feierlich und ernst wie ein Gebet, gewaltig aufrauschend wie Waffengeklirr und Kampfgetöse und heilig wie ein Schwur schwebt das „Gott erhalte“ über die Menge.

Der Segen Gottes und unseres greisen Kaisers ist um uns.


Und ich fasse nach deiner Hand. „Nicht umsonst,“ rufe ich dir zu in die Gefangenschaft, „unser Leiden nicht umsonst —!“


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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite -. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/200&oldid=- (Version vom 1.8.2018)