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Am meisten soll die Straße gegen Lemberg gelitten haben, wo niedere Vorstadthäuser stehen, die wenig widerstandsfähig sind.

Wie am Morgen das Bombardement der Stadt von neuem begann, erhielten unsere Flieger Befehl abzufliegen um jeden Preis. Das Wetter unsichtig. Seit 14 Tagen Gegenwind. Die Motore der Apparate zum größten Teil defekt und unverläßlich. Ebenso die Ballons, das Material verbraucht, die Ballons mühsam zusammengeflickt mit den letzten Resten von Ballonleinwand, die noch vorhanden.

Einige Apparate versagen sofort beim Aufflug. Zwei andere treiben in der Richtung gegen Rußland ab. Der nächste geht noch innerhalb der Festungswerke mit Motordefekt nieder. Ein einziger zieht ruhig und sicher seine Schleifen, verschwindet in den Wolken, der Heimat zu.

Das Schicksal der Ballons, die in einer Gondel unseren berühmten österreichischen Rekordflieger, Hauptmann Blaschke, mitführen, ist noch trauriger. Dem Gegenwinde preisgegeben, treiben sie dem Feindesland zu, unaufhaltsam.

Eben wird der letzte Proviant ausgegeben.

Wir werden uns halten bis zum Alleräußersten.

Heute wurde folgender denkwürdiger Festungskommando-Befehl erlassen:

Offiziere und Soldaten!

Ich habe gestern an Seine Majestät ein Telegramm gerichtet, in welchem ich von dem bevorstehenden Durchbruchsversuche Meldung erstattete und Seiner Majestät den Ausdruck unserer unentwegten Liebe und Treue zu Füßen legte.

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 140. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/150&oldid=- (Version vom 9.12.2016)