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Noch weiß ich nicht, in welchem Stadtviertel sie einschlagen, aber es ist wohl anzunehmen, daß sie wieder dem Verpflegsmagazin gelten.

In den Straßen nur wenige Menschen. Einige drücken sich rasch und scheu den Häusern entlang. Andere gehen gleichgültig ihres Weges, wieder andere stehen und schauen neugierig hinaus. Es ist ein Fatalismus in allen. Die Not dieser Monate hat uns abgestumpft.

Seit gestern dröhnt es im Kreis um die ganze Festung. Die schweren Mörser greifen von allen Seiten in den Kampf ein.

Die Bäume neigen die Äste zu Boden unter der Last des Neuschnees und es schneit noch immer weiter.

Heute sollen unsere Flieger abfliegen und werden bei diesem Wetter wieder nicht wegkönnen. Auch die Freiballons harren schmerzlich auf einen Augenblick des günstigen Windes. Zeit einigen Tagen haben sie Gegenwind. Und sie haben nicht mehr lange Zeit zu warten.

Draußen in den Bereitschaftsstellungen liegen in Kälte und Nässe unsere abgehetzten, verhungerten Leute und warten auf den Augenblick, wo es in den Tod hinausgeht.

10 Uhr vormittags. — Unsere Besatzung steht draußen und kämpft. Heute nacht sind unsere Truppen ausgebrochen.

Gott steh' uns bei! Die Würfel fallen.

Mittags. — Die Honved schlagen sich, jeder Mann ein Held! Man erzählt, daß Div. Tamasi mit ihnen durchgebrochen ist.

Nachmittags. — Die galizischen Regimenter sind zurückgeworfen worden. Sie kommen mit vielen Verwundeten zurück.

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 138. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/148&oldid=- (Version vom 1.8.2018)