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Stacheldrahthindernisse verschanzt, die wir stürmen müssen.

Es kommen ununterbrochen Wagen mit Verwundeten in die Spitäler.


Przemysl, den 12. Dezember 1914,
     am 35. Tag der 2. Belagerung.

Wir sind bereits daran, Pferde zu schlachten! Da Tausende von überzähligen Pferden da sind, für die kein Futter vorhanden ist, will man sie jetzt gleich schlachten, bevor sie noch mehr herunterkommen. Die Mannschaft soll vorderhand einen kleinen Teil ihrer Ration in Pferdefleisch erhalten, um sich daran zu gewöhnen.

Seit heute früh schweigen die Geschütze. Unsere Ausfälle scheinen beendet.

Unsere neuen, mit Maschinengewehren bewaffneten Aeroplane aus Wien sind hier eingetroffen. Es soll auch ein stark gepanzerter Apparat dabei sein. Jetzt werden wir hoffentlich die russischen Flieger damit ein für allemal in Schach halten.

Heute schneit's. Der Neuschnee liegt weiß und weich. Und wie die Kinder den Kopf an die Türspalte drücken und nach dem Christkind horchen, so horchen wir mit gespannten Fibern nach der Entsatzarmee.


Przemysl, den 18. Dezember 1914,
     am 41. Tag der 2. Belagerung.

Fast jedesmal, wenn man durch die Slovackigasse geht, die zum Friedhof führt, begegnet man einem Soldatenbegräbnis. Es schnürt mir immer das Herz zusammen, wenn mir solch ein trauriger kleiner Zug entgegenkommt.

Empfohlene Zitierweise:
Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/103&oldid=- (Version vom 1.8.2018)