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Die Russen scheinen hauptsächlich auf das Verpflegsmagazin zu zielen, darum ist dieses Viertel besonders gefährdet. Doch traf keine einzige Bombe die Magazine. Auch in Garbaze und in Zasanie gingen einige Bomben nieder. Aber im allgemeinen müssen wir noch Gott danken, daß er uns bis jetzt vor noch Schlimmerem behütet hat.

Abends erschien ein Festungskommando-Befehl, der unserer Mannschaft streng verbietet, in den Straßen auf Aeroplane zu schießen, weil sie erstens durch Flintenkugeln kaum erreichbar sind, und wir uns durch die herabfallenden Kugeln selbst noch mehr gefährden.


Abends.

Belgrad gefallen! Eine tiefe moralische Befriedigung für uns alle!


Przemysl, den 10. Dezember 1914,
     am 33. Tag der 2. Belagerung.

Gestern unternahm unsere Besatzung starke Ausfälle. Einen nach Norden und gleichzeitig einen noch wichtigern nach Süden, der dazu dienen soll, unserer Karpathen-Armee die Hand zu reichen.

Unsere Sache soll bis jetzt gut stehen, unsere Truppen sollen im Süden bereits 35 Kilometer vorgedrungen sein und bleiben dort zwei oder drei Tage, um für die von den Karpathen heranmarschierende Armee Luft zu machen und womöglich die Russen zwischen zwei Feuer zu nehmen.

Unsere Festungsartillerie unterstützt diesen Ausfall mächtig und besonders von unseren Südforts, von Kruhel wielki und Nizankowice, donnern unablässig schwere Salven herüber.

Ab und zu klopfen die harten, raschen Schläge der uns zunächst liegenden Batterie vom Tartarenhügel

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Ilka von Michaelsburg: Im belagerten Przemysl. C. F. Amelang, Leipzig 1915, Seite 91. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:MichaelsburgImBelagertenPrzemysl.pdf/101&oldid=- (Version vom 1.8.2018)