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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

d. h. die Akkordfolge muß eine Tonalität (Tonart) ausprägen, die Modulation muß sich um die Haupttonart bewegen und zu ihr zurückführen, die Dissonanz muß sich auflösen, aus den Wirren der Durchführungsteile müssen die Themata wieder heraustreten etc. So ergeben sich die Gesetze für die spezifisch musikalische Gestaltung aus allgemeinen ästhetischen Gesetzen. Innerhalb der dadurch vorgeschriebenen Normen sind jedoch vielfache Bildungen möglich. Mehrsätzige (cyklische) Werke werden in ähnlicher Weise aus Sätzen verschiedenen Charakters, verschiedener Tonart und Taktart zusammengesetzt.

Durch die Anwendung der einsätzigen und cyklischen abstrakten Formen auf die nach Zahl und Art der zusammenwirkenden Instrumente, nach Zweck und Stilart, Zusammenwirken mit andern Künsten etc. verschiedenen Musikgattungen entstehen nun viele konkrete Formen, deren Name schon eine bestimmte Vorstellung erweckt; nämlich A. für die reine Instrumentalmusik: Etüde, Präludium (Phantasiestück, Lied ohne Worte etc.), Tanzstücke (Allemande, Bourree, Branle, Chaconne, Tschardas, Gavotte, Galopp, Gigue, Hornpipe, Loure, Mazurka, Menuett, Passacaglio, Passamezzo, Pavane, Polka, Polonäse, Rigaudon, Sarabande, Walzer etc.), Marsch (Trauermarsch etc.), Fuge, Toccata, Suite, Partite, Sonate, Phantasie, Duo, Trio, Quatuor (Quartett), Quintuor (Quintett), Sextuor (Sextett), Septuor (Septett), Oktett, Nonett, Divertissement, Serenade, Kassation, Konzert, Ouvertüre, Symphonie. B. für Vokalmusik: Lied, Chorlied, Kanzone (Chanson), Duett, Terzett, Quartett etc., Antiphonie, Psalmodie, Sequenz, Hymne, Choral, Motette, Madrigal, Ode, Messe, Requiem etc. C. für begleitete Vokalmusik ohne und mit Szene: Recitativ, Arioso, Kavatine, Arie, Konzert, Kantate, Oratorium, Oper, Passion, Romanze, Ballade, Legende etc. Über die einzelnen Formen vgl. die gleichnamigen Artikel. Die theoretische Erklärung geht bei der K. in der Regel Hand in Hand mit den praktischen Übungen, so daß die K. absolviert haben so viel heißt wie die praktische Komposition erlernt haben. Von Handbüchern der K. sind zu empfehlen: Reicha, Traité de haute composition musicale (Par. 1824–26, 2 Bde.; deutsch von Czerny, Wien 1834); Marx, Die Lehre von der musikalischen Komposition (Leipz. 1837–45, 4 Bde.; vielfach aufgelegt, 1. Bd. neu bearbeitet von Riemann, 1887); Sechter, Grundsätze der musikalischen Komposition (das. 1853–54, 3 Bde.); Lobe, Lehrbuch der musikalischen Komposition (4 Bde., das. 1858–67 und öfter; neu bearbeitet von Kretzschmar, 1884 ff.).

Kompositionsmetall, s. Zinnlegierungen.

Kompóst (v. lat. compositum), s. Dünger, S. 222.

Kompott (franz. compote), eingemachte Früchte als Zukost zu Braten oder Mehlspeisen.

Komprehendieren (lat.), zusammenfassen; begreifen, verstehen; komprehensibel, begreiflich; Komprehension, Fassungsvermögen.

Kompreß (lat.), dicht gedrängt, eng, besonders in der Buchdruckerei vom Satz (Gegenteil: splendid).

Kompresse (franz., Bausche), mehrfach zusammengelegte Stücke weicher Leinwand, die man als Verbandmittel benutzt, um einen Druck auf einen bestimmten Körperteil auszuüben, ungleiche Oberflächen auszufüllen, vor äußerm Druck zu sichern, Flüssigkeiten, in welche die Kompressen getaucht werden, auf eine Stelle des Körpers wirken zu lassen etc. Die graduierte K. besteht aus mehreren übereinander gelegten Kompressen von stufenweise zunehmender Größe, eine lange, schmale K. heißt Longuette.

Kompressibilität, s. Zusammendrückbarkeit.

Kompression (lat.), Zusammendrückung, Verdichtung (z. B. der Dämpfe und Gase); in der Medizin die Anwendung eines mehr oder minder starken, anhaltenden Druckes auf kranke Körperteile behufs der Blutstillung oder zur Beförderung der Aufsaugung krankhafter Ausschwitzungen etc.

Kompressionsapparat, Örstedscher, s. v. w. Piëzometer; Natterers K., s. Gase, S. 930.

Kompressionsmaschine (Kompressor), Vorrichtung zum Verdichten von Gasen, z. B. Piëzometer, Gebläse, namentlich die Gebläsemaschinen, welche komprimierte Luft für Hochöfen, Bessemerbirnen etc. liefern, dann speziell die Kompressionspumpen.

Kompressionspumpe (Kompressionsmaschine, Kompressor), mechanische Vorrichtung zum Verdichten (Komprimieren) von gasförmigen Körpern, besteht aus einem am einen Ende geschlossenen Cylinder, in welchem sich ein luftdicht schließender Kolben bewegen läßt. Das geschlossene Ende des Cylinders enthält zwei Ventile, deren eins (Saugventil) die zu komprimierende Luft ansaugt, also mit dem Reservoir des noch nicht komprimierten Gases durch Röhrenleitung in Verbindung stehen muß (bei Kompressionspumpen für atmosphärische Luft braucht dies Ventil nur mit der Atmosphäre zu kommunizieren), deren zweites (Druckventil) die komprimierte Luft in ein Kompressionsreservoir entläßt. Das erste Ventil öffnet sich selbstthätig nach dem Innern des Cylinders, wenn der Kolben aufgezogen wird, die Luft wird angesaugt und darauf durch den niedergehenden Kolben komprimiert, während sich durch den entstehenden Überdruck zunächst das Saugventil schließt und, sobald der Druck im Cylinder größer wird als im Kompressionsreservoir, das Druckventil nach außen hin aufklappt, um die verdichtete Luft zu entlassen. Die K. ist also in ihrer ganzen Einrichtung einer gewöhnlichen Druckpumpe für Flüssigkeiten sehr ähnlich (s. Pumpe). In dieser einfachsten Form wird die K. z. B. zum Laden der Windbüchsen gebraucht, bei welchen der hohle Gewehrkolben als Rezipient dient. Dabei wird der Lauf abgeschraubt und an seiner Stelle eine K. angeschraubt. Ist der Kolben gehörig mit Luft gefüllt, so schraubt man ihn wieder los, bringt den Lauf an und kann nun verschiedene Kugeln durch ruckweises Entlassen der komprimierten Luft vermittels eines Drückers abschießen. Kompressionspumpen benutzt man in der Technik zur Luftversorgung bei unterirdischen und unterseeischen Arbeiten und zur Ermöglichung eines Aufenthalts in Räumen, die mit unatembaren Gasen gefüllt sind, ferner zur Beförderung von Briefen in einem Rohrnetz (Rohrpost), zum Transport und zum Mischen von Flüssigkeiten, zur Herstellung flüssiger Kohlensäure und andrer verflüssigter Gase, namentlich aber an Stelle des Dampfes zum Betrieb von Maschinen, speziell der Bohrmaschinen beim Tunnel- und Bergbau. Beim St. Gotthardtunnel waren auf der italienischen Seite zwölf zu je drei gekuppelte Kompressionspumpen vorhanden. Eine dieser Gruppen sog pro Minute 32,21 cbm Luft an und komprimierte dieselbe unter einem Überdruck von 7 Atmosphären auf 4,526 cbm.

Kompressoren, s. v. w. Kompressionsmaschinen.

Kompressorĭen (lat.), chirurgische Druckwerkzeuge, s. Turniquet.

Komprimieren (lat.), zusammenpressen.

Komprimierte Gemüse, s. Gemüse, S. 78.

Komprimierte Luft findet als Triebkraft, zur Ventilation von Bergwerken, Tunnels und unterseeischen

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 1001. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s1001.jpg&oldid=- (Version vom 30.7.2021)