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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

plastischer Kunstwerke aus dem jetzigen Griechenland“ (Münch. 1821); „Sammlung architektonischer Entwürfe“ (das. 1831–50, 10 Hefte); „Versuch einer Wiederherstellung des toscanischen Tempels nach seinen historischen und technischen Analogien“ (das. 1822); „Der Tempel des olympischen Jupiter zu Agrigent“ (Stuttg. 1821); „Anweisung zur Architektur des christlichen Kultus“ (Münch. 1835); „Aphoristische Bemerkungen, gesammelt auf der Reise nach Griechenland“ (Berl. 1838); „Die Walhalla in artistischer und technischer Beziehung“ (Münch. 1843). K. war mehr ein mit Geschmack und weiser Benutzung der vorhandenen Mittel, namentlich griechischer und italienischer Vorbilder, reproduzierendes als selbständig schaffendes Talent. Seiner Ansicht nach gab es nur eine Baukunst: die hellenische; was vorausging und nachfolgte, sind nur Bauarten. Mehr Hofmann als Künstler, hatte er sich in seiner dominierenden Stellung nur dadurch zu behaupten gewußt, daß er sich in die Launen seiner königlichen Bauherren fügte. Auch als Landschaftsmaler in Öl und Aquarell hat sich K. mit Glück versucht. Klenzes künstlerische Richtung ist schon bei seinen Lebzeiten nicht ohne Anfechtung geblieben, wie die Schrift Wiegmanns: „Ritter Leo v. K. und unsre Kunst“ (Düsseld. 1839) beweist.

2) Klemens August Karl, jurist. Schriftsteller, geb. 22. Dez. 1795 zu Heissum bei Hildesheim, beteiligte sich am Feldzug von 1813, wurde 1826 ordentlicher Professor der Rechte zu Berlin und Ordinarius des Spruchkollegiums, auch Stadtverordneter, in welcher Eigenschaft er sich durch seine Bemühungen um die Wohlthätigkeitsanstalten und die Verschönerung Berlins auszeichnete. Er starb 15. Juli 1838. Als Schriftsteller machte er sich bekannt durch die Ausgaben der „Fragmenta legis Serviliae repetundarum“ (Berl. 1825) sowie der „Institutiones Gaii et Justiniani“ (das. 1829), den „Grundriß zu Vorlesungen über die Geschichte des römischen Rechts bis Justinian“ (das. 1827, 2. Aufl. 1835), das „Lehrbuch des gemeinen Strafrechts“ (das. 1833) und die „Kritischen Phantasien eines praktischen Staatsmanns“ (das. 1834). Seine „Philologischen Abhandlungen“ gab K. Lachmann heraus (Berl. 1839).

Kleŏbis und Biton, die Söhne der argivischen Herapriesterin Kydippe. Als diese einst bei einem Fest zum Heiligtum der Göttin fahren mußte, und die Zugtiere zur rechten Zeit nicht erschienen, spannten die Söhne sich an den Wagen und zogen ihn 45 Stadien (8,3 km) weit. Die Mutter, gerührt von der Liebe ihrer Kinder, bat für dieselben die Göttin um das Beste, was den Menschen zu teil werden könnte, worauf beide im Tempel ein sanfter Schlaf überfiel, aus dem sie nicht mehr erwachten. Die Argeier weihten ihre Bildnisse nach Delphi.

Kleobūlos, Tyrann von Lindos, einer der sieben Weisen Griechenlands, um 600 v. Chr., von dem noch ein Epigramm und ein Brief erhalten sind.

Kleombrŏtos, Name mehrerer Spartaner: 1) zweiter Sohn des spartan. Königs Anaxandridas, Bruder des Leonidas, lagerte sich 480 v. Chr. vor der Schlacht von Salamis mit der peloponnesischen Landmacht auf dem Isthmus, um einen Einfall der Perser zu verhüten, und starb bald darauf. Seine Söhne waren: Pausanias, der Sieger von Platää, und Nikomedes, Befehlshaber in der Schlacht bei Tanagra.

2) K. I., Sohn des Königs Pausanias, der 394 v. Chr. aus Sparta vertrieben wurde, folgte seinem Bruder Agesipolis I. auf dem Thron von Sparta und befehligte nach der Vertreibung der Spartaner aus der Kadmeia die erste (378) und vierte (376) erfolglose Expedition gegen Theben. 375 eilte er den von den Thebanern bedrängten Phokern erfolgreich zu Hilfe, verlor aber 371 gegen Epameinondas bei Leuktra Schlacht und Leben.

3) K. II., Schwiegersohn des spartan. Königs Leonidas II. und dessen Nachfolger, als dieser infolge seiner Opposition gegen die Reformen seines Mitkönigs Agis IV. 242 v. Chr. seiner Würde entsetzt worden war. Aber schon zwei Jahre später kehrte Leonidas an der Spitze seiner siegreichen Partei nach Sparta zurück und zwar mit dem bittersten Haß gegen K., weil sich dieser, obgleich sein Schwiegersohn, seinen Gegnern angeschlossen hatte. K. flüchtete vor der Rache des Schwiegervaters in das Heiligtum Poseidons und erhielt nur auf Bitten seiner edlen Gattin Chilonis das Leben geschenkt, mußte aber in die Verbannung gehen.

Kleomēdes, griech. Astronom, im 2. Jahrh. n. Chr., legte in einem Werk über die Kreisbewegung der Himmelskörper, meist nach Posidonius, die Lehre der stoischen Philosophie vom Weltsystem dar. Die Hauptausgabe des Werkes lieferte Bake (Leiden 1820), eine neuere Schmidt (Leipz. 1831). Ein Bruchstück übersetzte Schmidt (Schleusingen 1817). Vgl. Ziegler, De vita et scriptis Cleomedis (Meißen 1878).

Kleomĕnes, Name mehrerer spartan. Könige: 1) K. I., ältester Sohn des Eurystheniden Anaxandridas, ein Mann von ungemeiner Kühnheit und ungebändigter Kraft des Geistes, tyrannisch und stolz, dabei aber klug und in der seinem Volk eignen kurzen Ausdrucksweise gewandt. Er unternahm 520 v. Chr. einen siegreichen Krieg gegen Argos und leitete 510 den Zug, welchen die Spartaner, durch das bestochene Orakel zu Delphi aufgefordert, zur Vertreibung der Peisistratiden unternahmen, der aber ganz gegen die Absicht des K. der Demokratie in Athen zum Sieg verhalf. K. rückte daher von neuem in Athen ein, vertrieb Kleisthenes und 700 demokratisch gesinnte Familien und setzte Isagoras als Archonten und einen Rat von 300 spartanisch Gesinnten ein. Aber ein Aufstand der Athener zwang K. und Isagoras nebst seinem Anhang, das attische Gebiet zu verlassen (508). K. sammelte hierauf ein neues Heer und rückte bis Eleusis vor, welches er verwüstete (506); aber der Widerspruch seines Mitkönigs Demaratos und der Abfall der Korinther zwang ihn zum Rückzug. Den Milesier Aristagoras, der 500 gegen Persien in Sparta um Hilfe bat und große Summen Geldes für dieselbe bot, wies K., von seiner neunjährigen Tochter Gorgo gewarnt, ab. 492 sollte er die Ägineten, welche den Gesandten des Dareios Erde und Wasser gegeben hatten, bestrafen, mußte aber infolge der Umtriebe seines Mitkönigs Demaratos unverrichteter Dinge abziehen. Aus Rache brachte er gegen diesen die Klage vor, er sei nicht der echte Sohn des Königs Ariston, und da das von ihm bestochene delphische Orakel diese Klage bestätigte, wurde jener verbannt; als jedoch diese Bestechung bekannt wurde, mußte K. nach Thessalien fliehen. Als er dann nach Arkadien ging und hier die Einwohner zum Aufstand gegen Sparta aufreizte, riefen ihn die Spartaner, hierdurch erschreckt, zurück; er verfiel jedoch bald darauf in Wahnsinn und tötete sich selbst auf gräßliche Weise. Ihm folgte, da er keine männlichen Nachkommen hinterließ, sein Bruder Leonidas I., der Held von Thermopylä.

2) K. II., Sohn Kleombrotos’ I., ward, noch minderjährig, Nachfolger seines Bruders Agesipolis II. (370 v. Chr.) und regierte nach Diodor 60 Jahre und 10 Monate.

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 836. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0836.jpg&oldid=- (Version vom 27.7.2021)