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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

man in die Fischblasen füllt, salzt und hart räuchert, Norwegen salzt den Rogen des Dorsches, der Makrele und des Leng (Gadus Molva) ein. K. ist in den Niederungen des Dnjepr, des Don und der Wolga ein wichtiges Nahrungsmittel des Volkes; der größte Teil des Exports geht nach der Türkei, Rumänien, Serbien, Persien und Ägypten, während er im westlichen Europa wegen der Länge und Schwierigkeit des Transports, der geringen Haltbarkeit und beschränkten Produktion als Delikatesse gilt, die schon zu Anfang des 16. Jahrh. beliebt war. Fischrogen wurde wahrscheinlich zuerst in Italien eingesalzen und gepreßt und galt in Klöstern als Fastenspeise. Der flüssige K. ist eine Erfindung der Kosaken und jetzt besonders in Deutschland geschätzt.

Kavieren (v. lat. cavēre), Bürgschaft leisten, haften (s. Kavent); reflexiv: sich hüten, in acht nehmen; ferner (v. ital. cavare) s. v. w. Wechselbriefe zu Geld machen; in der Fechtkunst eine Art des Parierens (s. Kavate).

Kavillieren (lat.), höhnen, verspotten, z. B. mit Trugschlüssen; kavillös, spitzfindig, verfänglich.

Kavität (lat.), Höhlung, Höhle.

Kawa, aus der Wurzel und dem untersten Teil des Stammes von Piper methysticum (s. Piper) auf vielen australischen Inseln innerhalb der Wendekreise bereitetes Getränk. Knaben und Mädchen kauen das Material, ohne den Saft zu verschlucken, worauf man den Brei mit Wasser mischt und nach kurzer Zeit die Fasern absondert. Die Flüssigkeit ist schmutzig graubraun, schmeckt im allgemeinen nicht angenehm, wird aber ganz allgemein und zum Teil leidenschaftlich getrunken, namentlich bei Festlichkeiten, Bewirtungen, Versammlungen, als Genußmittel zur Erzeugung angenehmer Stimmung, als schmerzbetäubendes, Ruhe für den kranken und ermatteten Körper schaffendes Medikament. Es vermehrt den Appetit, die Schweiß- und Harnabsonderung, erzeugt Gefühllosigkeit und wirkt ohne jegliche Erregung narkotisch, zuletzt Schlaf bringend. Daher ist die K. mit dem sozialen, religiösen und politischen Leben der Südseeinsulaner innig verwachsen. Man hat auch vorgeschlagen, die Wurzel von Piper methysticum arzneilich zu benutzen. Wirksamer Bestandteil ist ein Harz, und je nachdem größere oder geringere Mengen desselben in die K. kommen, schmeckt und wirkt dieselbe verschieden stark. Vgl. Lewin, Über Piper methysticum (Berl. 1886).

Kawaja, Stadt im türk. Albanien (Wilajet Skutari), südöstlich von Durazzo und 7 km vom Adriatischen Meer gelegen, mit 4200 Einw.

Kawala, Stadt im türk. Wilajet Salonichi, am Ägeischen Meer, der Insel Thasos gegenüber gelegen, an der Stelle des antiken Neapolis, Heimat Mehemed Alis von Ägypten, der hier ein Seminar (mit 500–600 Schülern) und eine Speiseanstalt gründete, hat ca. 8000 Einw. und ist der Haupthafen des nordöstlichen Makedonien, wichtig durch Fabrikation und Ausfuhr von Tabak.

Kawapfeffer, s. Piper.

Kawar, Oase, s. Bilma.

Kawaß (arab., richtiger Chawwas, „Leibgardist“), Bezeichnung der türkischen Polizeidiener, auch der Wache, die seitens der Pforte den in Stambul beglaubigten europäischen Gesandtschaften beigegeben zu werden pflegte. K.-Baschi, Chef derselben.

Kawélin, russ. Gelehrter und Staatsmann, geb. 4. Nov. 1818 zu St. Petersburg als Sohn des Direktors der dortigen Universität, studierte in Moskau Philologie, dann die Rechte, trat 1842 ins Justizministerium, habilitierte sich aber schon 1844 an der Moskauer Universität. Von 1848 bis 1857 war er wieder als Beamter im Erziehungswesen thätig und nahm dann eine Professur an der juristischen Fakultät in Petersburg an, legte dieses Amt aber nieder, um im Auftrag des Ministers Golownin im Ausland Materialien zur Reform des Unterrichtswesens zu sammeln, und wurde Ende der 70er Jahre zum Professor an der militärisch-juristischen Akademie ernannt, eine Stellung, die er bis zu seinem 3. Mai 1886 in Petersburg erfolgten Tod bekleidete. K. war sein ganzes Leben ein Vorkämpfer gegen die Leibeigenschaft und für die Verbesserung des Loses der arbeitenden Klassen, wobei er auch die Ungunst nicht fürchtete, welche er dafür einerntete.

Kawéri (engl. Cauvery), Fluß in der britisch-ind. Präsidentschaft Madras, entspringt auf den Westghats in Kurg, durchfließt Maissur, durchbricht bei Kaweripura die Ostghats, bildet im Karnatik, 145 km vom Meer, von Tritschinapalli an ein Delta, das seiner Fruchtbarkeit wegen als „Garten von Indien“ gerühmt wird, und mündet nach 760 km langem Lauf in den Bengalischen Meerbusen. Befahren wird der Fluß nur von kleinen Booten aus Flechtwerk.

Kawertschen (Kawetscher, Kawerzin), eine im Mittelalter neben Lombarden und Juden viel erwähnte Klasse von Wucherern; sie hatten ihren Namen (mittellat. caorsinus) von der Stadt Cahors in Guyenne, dem Sitz des Wuchers, und trieben ihren Gelderwerb durch ganz Frankreich, England und Deutschland, bis sie im 14. Jahrh. aus der Geschichte verschwanden.

Kawi, die uralte Litteratursprache Javas, besteht meist aus Sanskritworten mit javanischer Flexion, war nie im Munde des Volkes, sondern diente nur dazu, die Religionslehren und Mythen der höher zivilisierten indischen Einwanderer den Javanen zugänglich zu machen. Abgefaßt sind in derselben Übersetzungen aus der indischen religiösen und epischen Litteratur, Geschichtsbücher, Sagensammlungen, Gesetzbücher etc. Vgl. W. v. Humboldt, Über die Kawisprache (Berl. 1836–40, 3 Bde.); Lassen, Indische Altertumskunde, Bd. 4 (Leipz. 1862).

Kay, Dorf bei Züllichau in der Mark Brandenburg, mit 660 Einw.; hier 23. Juli 1759 Schlacht zwischen den Preußen unter General v. Wedell und den Russen unter Soltikow, in welcher erstere mit einem Verlust von 8000 Mann geschlagen wurden.

Kayser, 1) Ludwig, ausgezeichneter Philolog, geb. 3. Febr. 1808 zu Heidelberg, studierte 1825–30 daselbst, machte mit Creuzer eine Reise nach Paris, habilitierte sich 1833 in Heidelberg, wurde 1841 außerordentlicher, 1863 ordentlicher Professor der klassischen Philologie und starb 5. Mai 1872. Er hat sich besonders um Philostratos und Cicero verdient gemacht. Zu ersterm veröffentlichte er: „Notae criticae in Philostrati vitas sophistarum“ (Heidelb. 1831); „Philostrati vitae sophistarum“ (das. 1838); „Philostrati libri de gymnastica“ (das. 1840); „Philostrati quae supersunt“ (Zürich 1844–46, 3 Bde.; 2. Aufl. 1853); „Philostrati opera auctiora“ (Leipz. 1870–71, 2 Bde.). Von Cicero lieferte er mit Baiter eine Gesamtausgabe (Bd. 1–5, Leipz. 1860 ff.), nachdem eine Ausgabe der „Cornifici rhetoricorum ad Herennium libri IV“ (das. 1854) vorausgegangen war. Eine Ausgabe seiner Homerischen Abhandlungen besorgte Usener (Leipz. 1881). Auch hat K. über musikalische Gegenstände, z. B. „Über Glucks Orpheus“, geschrieben.

2) Heinrich, Architekt, geb. 28. Febr. 1842 zu Duisburg, erlernte das Maurerhandwerk, bildete sich

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 646. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0646.jpg&oldid=- (Version vom 24.7.2021)