Seite:Meyers b9 s0129.jpg

Dieser Text wurde anhand der angegebenen Quelle einmal korrekturgelesen. Die Schreibweise sollte dem Originaltext folgen. Es ist noch ein weiterer Korrekturdurchgang nötig.
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

besondere Jagdzeugmeister zu besorgen. Über die Verwendung des Jagdzeugs s. Hauptjagen.

Jagellōnen, poln. Königsdynastie, stammt von Gedimin, der 1317 Großfürst von Litauen wurde, ab. Dessen Söhne Olgierd und Keistuti folgten ihm 1341 und herrschten gemeinsam. Als Olgierd 1377 starb, ward dessen Sohn Jagello sein Nachfolger und, nachdem er 1382 Keistuti hatte ermorden lassen, alleiniger Großfürst. Als gleichzeitig Ludwig d. Gr. von Polen und Ungarn starb, bewarb sich Jagello um die Hand von dessen Tochter Hedwig (s. d. 3), welcher der polnische Thron bestimmt war, und da die Polen seine Bewerbung unterstützten, wenn Jagello zum Christentum übertrete, fand im Februar 1386 zu Krakau Taufe und Vermählung statt; Jagello nahm den Namen Wladislaw II. (s. d.) an. Hiermit bestieg die Dynastie der J. den polnischen Königsthron. In Polen folgten dem Stammvater dieser Dynastie noch sechs Könige dieses Hauses, so daß im ganzen sieben J. in vier Generationen den polnischen Thron von 1386 bis 1572 innegehabt haben. Jagellos unmittelbarer Nachfolger ward 1434 sein Sohn aus dritter Ehe, Wladislaw III., welcher 1440 als Wladislaw V. auch König von Ungarn wurde und 1444 bei Warna gegen die Türken fiel. Ihm folgte 1447–92 Kasimir IV., Jagellos Sohn aus seiner vierten Ehe. Des letztern ältester Sohn, Wladislaw, ward 1471 König von Böhmen und 1490 König von Ungarn, starb 1516 und hinterließ beide Reiche seinem einzigen Sohn, Ludwig II., der 1526 bei Mohács gegen die Türken fiel, worauf die Reiche an das Haus Habsburg kamen. In Polen folgten Kasimirs drei jüngere Söhne: Johann Albrecht (1492–1501), Alexander (1501–1506) und Siegmund I. (1506–48), und letzterm folgte abermals ein Sohn, Siegmund August, mit welchem der Mannesstamm der J. 1572 in Polen ausstarb. Ein Sproß dieser Linie, und zwar der letzte, war Siegmund Augusts Schwester, die später mit Stephan Báthori vermählte Königin Anna, welche 1596 kinderlos starb. Eine weibliche Linie der J. kam mit Siegmund III., einem Sohn des Königs Johann von Schweden und Siegmund Augusts Schwester Katharina, 1587 wieder zur Regierung in Polen und erlosch mit Johann Kasimir 1668.

Jagemann, 1) Christian Joseph, Gelehrter, geb. 1735 zu Dingelstedt im Eichsfeld, trat mit dem 17. Jahr zu Konstanz in den Augustinerorden, entfloh aber bald aus dem Noviziat und lebte einige Zeit bei Verwandten in Dänemark, worauf er ins elterliche Haus zurückkehrte und von seinen Obern zu einer Pilgerfahrt nach Rom genötigt ward. Dort erhielt er erst nach langem Harren Verzeihung wegen seiner Entweichung und die Priesterweihe. Inzwischen mit der italienischen Litteratur vertraut geworden, beschloß er aus Liebe zu dieser, in Florenz zu bleiben und die Stelle eines Beichtvaters bei den dortigen Deutschen anzunehmen. Nach Deutschland endlich zurückgekehrt, wurde er vom Kurfürsten von Mainz zum Direktor des katholischen Gymnasiums in Erfurt ernannt, 1775 aber von der Herzogin Amalie von Weimar als Privatbibliothekar nach Weimar berufen, wo er zum Protestantismus übertrat und sich verheiratete. Er starb 5. Febr. 1804. J. hat sich um die Verbreitung der italienischen Litteratur in Deutschland verdient gemacht durch seine „Geschichte der Künste und Wissenschaften in Italien“ (nach Tiraboschi, Leipz. 1777–81, 5 Bde.) und das „Magazin der italienischen Litteratur und Künste“ (Weimar u. Halle 1780–85, 8 Bde.). Auch gab er ein vielbenutztes Wörterbuch (in 4 Bänden) sowie eine Grammatik der italienischen Sprache heraus und übersetzte verschiedenes (unter anderm Dantes „Hölle“) ins Deutsche.

2) Karoline, Schauspielerin, Tochter des vorigen, geb. 5. Jan. 1778 zu Weimar, ward in Mannheim unter Iffland und Josepha Beck für die Bühne gebildet, war 1792–96 Mitglied des dortigen Nationaltheaters, hierauf von 1797 am Theater in Weimar angestellt und entwickelte sich hier sowie auf mehreren Kunstreisen zu einer der hervorragendsten tragischen Schauspielerinnen und Sängerinnen der damaligen Zeit. Der Großherzog Karl August schenkte ihr mit seiner Gunst das Rittergut Heigendorf und erhob sie zur Frau v. Heigendorf. Sie gewann bald einen mächtigen Einfluß, insbesondere auf die weimarische Bühne, so daß selbst Goethe ihr das Feld räumte. Nach dem Tod Karl Augusts zog sie sich von der Bühne zurück; sie starb 10. Juli 1848 in Dresden.

3) Ferdinand, Maler, Bruder der vorigen, geb. 1780 zu Weimar, bildete sich in Wien und Paris, von wo er 1805 in die Heimat zurückkehrte, ging 1806 nach Rom und nahm später an den Freiheitskriegen teil. Er starb als Hofrat und Professor 1820 in Weimar. Seine besten Werke sind: die Bildnisse von Karl August, Goethe, Wieland u. a.; Schiller auf der Totenbahre; Luther auf dem Reichstag zu Worms.

Jagen, forsttechnischer Ausdruck; s. Forsteinteilung.

Jager, auf kleinen Fahrzeugen, wie Kuffen, Schmacken etc., das Segel, welches dem Außenklüver andrer Schiffe entspricht; die dazu gehörige Spiere heißt Jagerbaum.

Jäger, derjenige, welcher sich mit der Ausübung der Jagd beschäftigt (s. Jagd); im Militärwesen ursprünglich Truppen, gebildet aus Mannschaften, die in ihrem Beruf als Forstleute sich Gewandtheit im Gebrauch der Waffe und in der Benutzung des Terrains angeeignet haben und daher zur Verwendung im zerstreuten Gefecht und kleinen Krieg besonders befähigt sind. In diesem Sinn als Scharfschützen bestanden die J. namentlich in Deutschland, während sie in andern Heeren mehr die Bedeutung einer leichten Infanterie (s. d.) hatten. Infolge Einführung gezogener Waffen und der sorgfältigen Ausbildung aller Fußtruppen im Schießen hat sich die Bedeutung der J. als Scharfschützen gegen früher, wo sie mit gezogener Büchse neben der mit glatten Gewehren bewaffneten Infanterie auftraten, verringert. Kämpfen so die J. heute im allgemeinen Schulter an Schulter mit der Infanterie, so verwendet man sie doch vorzugsweise in der Avantgarde und da, wo besondere Gewandtheit und guter Einzelschuß gefordert werden. Geworbene Scharfschützen aus Gebirgs- und Waldgegenden finden sich schon im Dreißigjährigen Krieg (Landgraf Wilhelm von Hessen, Holksche J. unter Wallenstein); der Große Kurfürst teilte 1674 jeder Kompanie einige mit Büchsen bewaffnete J. zu, die vorzugsweise auf die feindlichen Offiziere schießen sollten. Die erste stehende Jägertruppe, 60 Mann stark, errichtete Friedrich II. von Preußen; diese J. dienten aber vorzugsweise als Wegweiser, als Kolonnenführer und als Bedeckung bei Rekognoszierungen. Gleichzeitig und in gleicher Stärke wurde das reitende Feldjägerkorps (s. d.) errichtet. Bei Beginn des zweiten Schlesischen Kriegs wurde das Fußjägerkorps auf 300 Mann in 2 Kompanien, während des Siebenjährigen Kriegs auf 800 vermehrt, 1763 aber wieder auf 300 Mann herabgesetzt und gleichzeitig bestimmt, daß alle Försterstellen von ausgedienten Jägern nach der Reihenfolge der Dienstzeit besetzt werden sollten. 1773 und

Empfohlene Zitierweise:
verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 129. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0129.jpg&oldid=- (Version vom 6.4.2022)