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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9

der Halbinsel Istrien und in das cis- und transpadanische Gallien und war von Mittelitalien durch die Flüßchen Macra bei Luna im W. und Rubico im O. getrennt; Mittelitalien enthielt 6 Landschaften, 3 im W. und 3 im O. des Apennin, Etruria bis zum Tiberis, Latium bis über den Liris, Campania bis zum Silarus im W., Umbria bis südlich über den Nar und bis zum Äsis, Picenum bis südlich von Hatria, Samnium bis in die Gegend von Teanum; Unteritalien bestand aus den vier Landschaften Lucania und Bruttii im W., Apulia und Calabria im O. Seit der neuen Organisation des Reichs durch Konstantin d. Gr. war Italien in folgende zwölf Provinzen geteilt: Venetia und Histria, Ämilia, Liguria, Flaminia und Picenum (Picenum annonarium), Tuscia und Umbria, Picenum suburbicarium, Campania, Apulia und Calabria, Lucania und Bruttii, Samnium, Valeria, Alpes Cottiae. – Die älteste Bevölkerung bestand nach der freilich sehr unsichern Überlieferung in Oberitalien hauptsächlich aus Etruskern und Umbrern, in Mittel- und Unteritalien aus Etruskern (in Etrurien und einem Teil von Kampanien), Umbrern (in Umbrien und wahrscheinlich auch sonst in einem großen Teil der östlichen Hälfte von Mittelitalien), Sikulern oder Önotrern (in dem größten Teil der übrigen westlichen Landschaften), Iapygiern (im südöstlichen Teil der Halbinsel) und aus Sabinern, Oskern und Aboriginern, welch letztere drei Völkerschaften im Apennin und auf dessen Abhängen wohnten. Oberitalien wurde aber, mit Ausnahme von Ligurien und einigen Gebieten an den Mündungen des Po, seit etwa 600 v. Chr. von keltischen Völkerschaften, unter denen die Insubrer, Cenomanen und Bojer die bedeutendsten sind, in Besitz genommen; eins dieser Völker, die Senonen, überschritt auch die Grenze von Oberitalien und entriß den Umbrern ihr Küstenland; in Latium bildete sich durch Vermischung der von den Sabinern vertriebenen Aboriginer mit den Sikulern das neue Volk der Latiner; die Sikuler wurden durch die von ihren Gebirgswohnsitzen sich weit ausbreitenden Osker verdrängt und genötigt, sich auf die nach ihnen benannte Insel zurückzuziehen; endlich verbreiteten sich mehrere verwandte, von den Sabinern abstammende und daher sabellische genannte Völkerschaften durch allmähliche Wanderungen von ihren Gebirgswohnsitzen aus über Samnium, Picenum, Kampanien und Lukanien, so daß alle diese Landschaften eine sabellische Bevölkerung (in Bezug auf Samnium werden außer den Samnitern noch die Marser, Marruciner, Päligner, Vestiner, Hirpiner und Frentaner als sabellische Bewohner genannt) erhielten, und auch die südwestlichste Halbinsel erhielt von Lukanien aus eine neue Bevölkerung (Bruttii). In Etrurien und Umbrien, soweit letzteres nicht von den Senonen in Besitz genommen wurde, blieben die Etrusker und Umbrer wohnen; in Apulien werden die Daunier und Peucetier, in Kalabrien besonders Messapier als Bewohner genannt. Dies war die Bevölkerung Italiens in der historischen Zeit. Hierzu kommt aber noch eine Anzahl griechischer Kolonien, welche an der Küste von Kampanien, Lukanien, derjenigen der Bruttier und am Tarentinischen Meerbusen meistens in der zweiten Hälfte des 8. und im 7. Jahrh. v. Chr. angelegt wurden. Die wichtigsten dieser hellenischen Kolonien sind: Cumä, Rhegium, Locri, Croton, Sybaris (bereits im 6. Jahrh. v. Chr. von den Crotoniaten zerstört), Thurii und Tarentum. Durch die Lukaner und die Bruttier wurden alle diese Koloniestädte, mit Ausnahme von Tarent, meist auf ihre Mauern beschränkt. Vgl. Cluveirus (Klüver), I. antiqua (Leiden 1624), nebst Holstein, Adnotationes ad Cluverii Italiam (Rom 1666); Abeken, Mittelitalien (Stuttg. 1843); Nissen, Italische Landeskunde (Berl. 1883, Bd. 1); Czörnig, Die alten Völker Oberitaliens (Wien 1885); Helbig, Beiträge zur altitalischen Kultur- und Kunstgeschichte (Leipz. 1879). Hinsichtlich der Zustände Italiens unter der römischen Herrschaft s. Rom, Geschichte.

Italica, 1) röm. Stadt in der hispanischen Provinz Bätica, am Bätis, Hispalis (Sevilla) gegenüber, 207 v. Chr. von Scipio dem ältern gegründet, zeitweilig Sitz der Provinzialregierung und bekannt als Heimat der Kaiser Trajan, Hadrian und Theodosius. Ruinen bei Santiponce. – 2) Stadt, s. Corfinium.

Italĭcus, Neffe des Arminius, Sohn von dessen Bruder Flavus (s. d.) und kurze Zeit König der Cherusker.

Italien, die mittlere von den drei Halbinseln Südeuropas, welche von der Natur zum Mittelpunkt des ganzen Mittelmeerbeckens bestimmt erscheint. Sie bildet eine Brücke zwischen den nördlichen und den südlichen Ufern des Mittelmeers; in ihrem kontinentalen Teil, dem Pogebiet, wie durch den Hafen von Brindisi und die Häfen am Golf von Tarent ist sie dem Verkehr mit dem Osten erschlossen, während die eigentliche Halbinsel ihr Antlitz dem Westen zukehrt. So konnte von hier aus das ganze Mittelmeergebiet wie in römischer Zeit beherrscht, so konnten hier vom Osten empfangene Kulturkeime in eigentümlicher Weise verarbeitet und dem Westen und Nordwesten mitgeteilt werden. So hat I. fast zwei Jahrtausende hindurch den Mittelpunkt der Kulturwelt gebildet und dreimal, im Altertum durch das römische Weltreich, im Mittelalter durch die römische Hierarchie und zu Ende des Mittelalters bis ins 16. Jahrh., im Renaissancezeitalter, durch seine hohe materielle und geistige Kultur, den größten Einfluß auf die ganze Kulturwelt ausgeübt. Als neugeeinigtes Staatswesen, von der Natur in jeder Hinsicht herrlich begabt, reich an Schätzen der Kunst und an Denkmälern einer großen Vergangenheit, hat dasselbe eine glänzende, wenn auch weniger rasch, als die Italiener selbst wünschen, sich verwirklichende Zukunft zu erwarten.

Übersicht des Inhalts:
Lage, Meeresküste.
Hierzu 3 Karten: Übersichtskarte, nördliche Hälfte und südliche Hälfte von Italien.

In der südlichen Hälfte der gemäßigten Zone gelegen, dehnt sich I. zwischen 36°38′–46°42′ nördl. Br. und zwischen 6°34′–18°30′ östl. L. v. Gr. in Gestalt eines langgestreckten, im SW. durch das Dreieck Sizilien vermehrten Trapezes nach SO. aus und grenzt, soweit es nördlich mit dem Festland zusammenhängt, von W. nach O. an Frankreich, die Schweiz und Österreich, während es sonst von den einzelnen Teilen des Mittelländischen Meers, und zwar östlich vom Adriatischen, südöstlich vom Ionischen, südlich vom Afrikanischen, westlich vom Tyrrhenischen und Ligurischen Meer, umgeben wird. Die Länge des Festlandes beträgt von N. nach S. 1225 km,

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verschiedene: Meyers Konversations-Lexikon, 4. Auflage, Band 9. Bibliographisches Institut, Leipzig 1887, Seite 53. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Meyers_b9_s0053.jpg&oldid=- (Version vom 2.12.2024)